Serj Tankian – Covers, Collaborations & Collages

von am 29. Oktober 2025 in Album

Serj Tankian – Covers, Collaborations & Collages

Diesen Griff ins Archiv hätte sich Serj Tankian sparen können: Covers, Collaborations & Collages ist ein unfertiges Sammelsurium aus halbgaren Ideen in mediokrer Ausführung.

Was man der über die vergangenen Wochen stückweise veröffentlichten Compilation dabei zu Gute halten kann (und was letztlich auch ein dezent irrationales Aufrunden bei der Bewertung gerade noch rechtfertigbar macht), ist, dass sie sich ab der Hälfte ihrer Spielzeit halbwegs fängt und vom unterirdischen Niveau auf einen Level klettert, der mit frustrierendem Beigeschmack immer wieder in Aussicht stellt, dass in dem System of a Down-Frontcharismatiker ja eventuell doch noch ein halbwegs gutes Album stecken könnte.
Ab dem Zeitpunkt, an dem Found You mit jazzigen Drums samt Trompete süffisant aus der Keller-Bar torkelt, wird jedenfalls zumindest grundlegendes Potential erkennbar.
Dann klingt Kneeling Away From The Sun (mit Leqdgitarren-Feature von Artwork-Designer D.S. Bradford) wie die geradezu schmerzhaft dünn aufgenommene Demo einer himmelstrebenden Hymne und Apocalyptic Dance wie der kraftlose Schatten eines Song Contest-Elektropop-Songs mit cineastischen Dosen-Streichern (aus der Feder von Lucas Vidal) samt der Ahnung von bratenden Industrial Gitarren, die leider nur heiße Luft erzeugen, wo erschlagender Pathos sein könnte.
Die Gitarren-Einkehr Sonic Expulsions wechselt zwischen Western-Ausritt und lebendig eilenden Amüsierviertel-Tanz, der schwülstige Acoustic-Abschied When Death Arrives (im Original von Ruben Hakhverdyan) lässt sich trotz zugekleisterter Texturen nicht vollends von seiner Grandezza ablenken. Ob man das selbst als loyaler Serj-Fan unbedingt (oder vor allem: in dieser suboptimalen, unausgegoren frustrierenden Form) gebracht hätte, darüber lässt sich streiten.

Davor aber ist Covers, Collaborations & Collages ein relativ indiskutabler Griff ins Klo, bei aller Liebe ohne Wenn und Aber.
Electric Dreams beginnt wie eine Parodie auf Tenacious D, die Gitarre perlt gezupft und ruhig, Tankian gestikuliert sprechsingend und phrasiert mühsam divenhaft, bevor er den Track kurzerhand abwürgt. Auch zur stillen Klavier-Melodramatik A Seed Klavier erzählt der 58 Jährige leidend und schwülstig, holt dann aber dilettantisch auch noch grotesk haarsträubende Beats von Deadmau5 für einen futuristisch gemeinten, seltsam catchy-geschmacklosen Hybrid an Bord, dessen Spielzeit weit über Gebühr ausgereizt wird. Das Chris de Burgh-Cover I’m Counting On You klimpert am Bar-Klavier hingebungsvoll beschwörend, doch Serj performt neben dem grundlegend unterdurchschnittlichen Sound so angestrengt, anstatt Gefühl, Nuance oder ein Gespür für Zurückhaltung an den Tag zu legen. Ein Problem, das auch das salopp auf die Tasten gelegte I’m In Heaven unter orchestralem Panorama hat: kunstvoll bemüht herrscht einfach eine Distanz zur emotionalen Ebene.
Insofern ist das auf eine entspannten Beat gebaute Things Unspoken als Duett mit der Neuseeländerin Bic Runga trotz billiger Klangkulisse und praktisch nicht existenter Produktion (was das Gesamtbild zu rudimentär anlegt, um kitschig zu werden, obwohl sich der Song wie Kaugummi zieht) auch deswegen sehr nett, weil der Armenier nur die zweite Geige spielt.

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