The Black Keys – No Rain, No Flowers

Nach dem Tumult um eine abgesagte Arena-Tour und den folgenden Management-Bruch verlassen sich die Black Keys für No Rain, No Flowers auf die hochkarätige Klasse ausgewiesener Songwriting-Experten.
Dass sich Dan Auerbach und Patrick Carney für all das Ungemach, dass seit (dem in kommerzieller Hinsicht enttäuschenden und ansonsten schnell vergessenen) Ohio Players über sie erging, eine gehörige Prise Komfortzone und erholsamen Autopilot verschrieben haben, ist durchaus nachvollziehbar.
Neben Rick Nowels stemmen deswegen Daniel Tashian und Scott Storch weite Teile der kompositorischen Arbeit des dreizehnten Studioalbums der Black Keys, in den Liner Notes tauchen auch zuverlässige Namen wie Leon Michels und Desmond Child auf. Kurzum: Paarungen, die auf gegenseitige Wertschätzung gebaut zugängliche Harmonien und massentaugliche Charts-Platzierungen versprechen, derweil sie kreative Reibungen oder noch mehr nervenaufreibendes Sprengpotential praktisch ausschließen.
Unter diesen Voraussetzungen musste No Rain, No Flowers seinem Titel entsprechend wohl auf eine fast inoffensive Weise professionell, so glatt und eingängig wie unbedingt gefällig und angenehm klingen, wie es nun der Fall ist, während sich die Ohrwürmer in harmloser Nonchalance aneinanderreihen und 37 Minuten kurzweilig und kompakt (nur eine der elf Nummern dauert über 4 Minuten) ohne große Schwierigkeiten gut nebenbei konsumieren lassen. Ja, die Verkaufszahlen sollten nun wieder stimmen!
Vor allem der Einstieg in die Platte setzt seine schmissigen Hooks in der diesmal wieder betont nahe am Pop gebauten Ästhetik entwaffnend, halten der eröffnende Titelsong (ein Liebesbrief an die 80er mit nett plätschernder Phoenix-Signatur auf der Mainstream-Disco-Tanzfläche), The Night Before (eine lässig und cool a la Beck auf ihrem markanten Bass groovende Synth-Party mit bunten Good Times-Vibes; vielleicht ein bisschen zu abgeklärt, um die positive Stimmung wirklich ausgelassen wirken zu lassen – aber eine absolute Smash-Single!) und Babygirl (das wie eine funky Jim Henson-Interpretation der Queens of the Stone Age anmutet) mit ihrem Hit-Potential kaum hinter dem Berg.
Schwächer wird No Rain, No Flowers danach kaum, höchstens weniger direkt zwingend – jedoch stets einen Level über Ohio Players liefernd. Down to Nothing lehnt sich entspannter zurück und schunkelt verträumt am abdrehenden Blues entlanglätschernd, On Repeat folgt diesem Pfad rhythmuskonzenzenttiert dösend der Psychedelik davonklatschend. Make You Mine ist eine indirekte Hommage an The Way it Is mit smoothem R&B-Groove, 70s-Kopfstimmen und bittersüßen Streichern als Zuckerschicht. Man on a Mission steckt die Rocker-Wurzeln des Duos in einen Glitzeranzug, der auch T. Rex und Ty Segall gefallen sollte und selbst die minimal schwächelnde Phase aus (dem netten, etwas zu repetitiven und redundanten, aber unmittelbar sitzenden Singalong) Kiss It sowie (dem latent funkiger angelegten Filler) All My Life überzeugt, bevor die Black Keys und ihre Unterstützer zum Abschied noch einmal aufdrehen.
Das tolle Highlight A Little Too High erscheint im Bandkontext wie ein erlösend schwelgendes Musical-Finale (wenngleich ein bisschen zu steif für die erschöpfende Katharsis abgehandelt), dem Neon Moon versöhnlich als gemütlicher Classic Rock (stark an Hey Jude! angelehnt, dies aber zu bemüht kaschieren wollend) in die Nacht folgt – stimmlich sogar ansatzweise überraschend abseits allzu ausgetretener Pfade angelegt, ohne dafür wirklich Risiken einzugehen.
Und sicher wäre hier im Speziellen und auf Albumsicht im Allgemeinen eine auf die Hinterbeine gestellte Trotzreaktion von Carney und Auerbach spannender gewesen, als der hier verfolgte Kuschelkurs. Aber als kleine Wohlfühloase erledigt No Rain, No Flowers einfach einen zu guten Job, um dem mit den erinnerungswürdigsten Songs seit Delta Kream aufwartenden Album dies negativ auszulegen.
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