The Lovecraft Sextet – Black†White
Das Lovecraft Sextet zelebriert auf der limitierten 7“-EP Black†White zweimal seinen typischen Darkjazz-Black-Metal-Hybriden. Erwartungsgemäß toll – aber letztendlich auch nicht wirklich befriedigend entlassend.
„Both „Black“ and „White“ are possessed of a truly singular atmosphere, borne of experimentation with musical styles and dynamic climaxes inspired by the ground-breaking works of Albert Ayler, Pharoah Sanders, early NAPALM DEATH, BEHERIT and the Zorn/Laswell/Harris trio PAINKILLER.“ proklamiert der Beipackzettel und liegt damit freilich nicht falsch.
Sobald Black mit Bohren-Saxofon von Colin Webster und schlurfendem Besenschlagzeug typisch nebulös in samtweicher Suspense-Stimmung beginnt, ist die Sogwirkung der Atmosphäre derart gravierend, dass man ohne Anlaufzeit sofort drinnen ist, in dieser patentierten Jason Köhnen-Atmosphäre, die einmal mehr bestätigt: den Darkjazz können nur verdammt wenige derart perfekt wie der Niederländer.
Und sobald die Zeitlupe mit zappelnden Hi Hats das Spektrum als Trademark-Clou diese Projekts mit wirbelnden Blastbeats in den Black Metal kippen lässt, klingt das eben so, als wäre Twin Peaks eine Nachbarstadt von Utrecht. Nur bleibt der Ausbruch in diesen rasenden Hass hier weniger konsequent und im Kontext der fünfeinhalb Minuten Spielzeit zu flüchtig – er erscheint eher wie eine vage bleibende Option, bevor die Nummer mit Contenance zurück in den Keller-Jazz-Fiebertraum eilt, mit salopper Nonchalance fächiger zu seinen sakralen Ausläufern driftet.
Wie gesagt: das ist grundlegend fantastisch und auf einem beispiellosen Niveau, selbst wenn das stilistische Charakteristikum des Lovecraft Sextets nicht ausgeschöpft wird – doch bleibt so am Ende enem trotz allem ein unterwältigender Eindruck : Und das war es jetzt?
White kann dem nur bedingt Abhilfe verschaffen, weil die Amplituden und Nuancen abermals zu unverbindlich schraffiert werden und der Aufbau der Nummer zudem praktisch ident ist wie bei Black.
Der hier deutlicher am Kilimanjaro Darkjazz Ensemble geschulte MO streift nun düsterer durch eine ewige Mitternacht, mit dem ein bisschen elektronischer an den 80ern verwaschenen Beat, und später reißt die Nummer die Ausrichtung wieder ballernd zum Berserker (wo das mutmaßliche Gekeife und Gefauche leider höchstens eine nicht vorhandene Ahnung weit im Hintergrund bleiben). White rückt insofern exzessiver auf den Reißwolf und beendet ihn unmittelbarer, verschwindet dann auch wieder weich fließend – nur schöpft die Nummer das sogar etwas größere Potential noch weniger aus als Black. Soll heißen: weitläufiger angelegt und die stilistischen Facetten extremer ausreizend, wäre Black†White ein Szene-Highlight gewesen, nicht nur ein (mit wenig objektiver Fanbrille sehr) gutes Genre-Schaulaufen.
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