Björk & Rosalía – Oral

von am 24. November 2023 in Single

Björk & Rosalía – Oral

Oral: Björk und Rosalía engagieren sich mit orchestralem Art Pop auf einem verspultem Downtempo-Raggaeton-Groove zum Protest gegen norwegische Massen-Lachszucht in Island.  

Für diese Form des Umweltprotestes findet Björk nach der avantgardistischen Natur der schwieriger zu fassenden Cornucopia-Tour im Verbund wieder gewissermaßen zu ihren fantastischen Pop-Wurzeln zurück: Oral stammt aus den Archiven, entstand 1998 ursprünglich zwischen Homogenic (1997) und Vespertine (2001), also praktisch zu Prime-Björk-Zeiten, was auch in der nun überarbeiteten Form alleine schon durch den unmittelbar als Ohrwurm erhebenden Refrain und grandiose Melodie-Folgen überdeutlich wird, deren erhebende Anmut wahrlich zauberhaft ist.

Die Isländerin und ihre junge spanischen Kollegin (deren bisherigen Output man subjektiv durchaus als Wegmarke verstehen kann, keinen persönlichen Zugang mehr zum gefühlt nur niedrige Aufmerksamkeitsspannen bedienen Songwriting jüngerer Generationen zu bekommen) harmonieren stimmlich ganz fabelhaft miteinander. Die sinfonischen Arrangements haben eine träumende Schönheit, ohne in den Kitsch abzudriften.
Björk und Rosalía schwelgen dabei inhaltlich von existentialistischen Fragen („Is that the right thing to do?/ Oh, I just don’t know.“) zu einer sehnsüchtigen, sich gar ein bisschen vor Verlangen verzehrenden Romantik („Come on, please, can I kiss him?“), derweil die gar nicht verspulten Beats von Sega Bodega dezent mit dem Reggae liebäugeln, und Oral so liebevoll und optimistisch aufblüht, dass man meint, den glückseligen End Credits eines latent schrulligen, tendenziell hippen, sicher aber anachronistisch begeisternden Märchen beizuwohnen: Die beste (wenngleich vielleicht nicht so ikonisch wie ihr Prä-Millenium-Material strahlende) Björk-Single seit Stonemilker macht tatsächlich, wie von ihrer Urheberin prolongiert, „happy“.

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