Bore – Feral
Ob der Schmerz über den Split von Every Time I Die 2022 seitens vieler Labels einfach noch zu schwer wog? Anders ist es jedenfalls kaum zu erklären, warum Boreihr Debütalbum Feral so lange nicht an den Mann brachten.
Nachdem Branden Gallagher (Vocals) und Danny Kopij (Gitarre, Vocals) ihre mittlerweile durch Bassist Sid Valiquette und Schlagzeuger Matt McAteer bestehende Band 2018 gründeten, folgten (mit einer Pandemie am Horizont) in den den kommenden vier Jahren relativ zügig und konstant eineinhalb selbstbetitelte EPs und zwei ausgewachsene Split-Treffen, auf denen Bore sich ihren Every Time I Die-Trubut bereits sehr überzeugend mit einer zusätzlichen Prise Hardcore Punk und Botch-Worshipping mixten.
Der Weg zum von Adam Cichocki (Gatherers, Soul Blind, Kaonashi) produzierten Debütalbum war insofern eigentlich auch dementsprechend reibungslos gefunden, wie sich die Band erinnert: „We wrote and demoed the record between 2020 and 2022 in our old practice space in West Babylon, NY and recorded it with Adam at Timber Studio in Bayonne, NJ. Most of the tracking was done in December of 2022 with a few more sessions scattered in wrapping in spring of 2023.“
Und dann kann plötzlich Sand ins Getriebe. „We ended up sitting on the record for almost two years. We had initial label and distribution conversations that weren’t going anywhere or the way we wanted them to. Then at the 11th hour when we were about to just give up and drop the record ourselves, Silent Pendulum swooped in and saved the day.”
Warum Feral so lange keinen Abnehmer fand, bleibt ein Mysterium. Bore tun auf ihrem Langspieler nämlich – ohne Originalitätsabspruch, aber so verdammt zwingend, irre viel Bock machend und mitreißend – mittels mühelos von Blast-Sprinter zu heavy Walzen mutierenden Biestern wie Hopeless Poet praktisch das selbe, wie auf ihrem bisherigen Veröffentlichungen – nur noch besser (und deswegen als Überraschungscoup ein Aufrunden bei der Bewertung verdienend); mit ein bisschen weniger Botch in der eklektischen Formel vielleicht, dafür noch mehr Buckley-Attitüde im Pit, sowie einem laut Eigenaussage generell gewachsenen Einflussbereich: „We kept our little mathcore base but started pulling inspiration from stuff like Mr. Bungle, Cake, At The Drive-In, Explosions in the Sky, Helmet, and Chuck Mingus. Wanted to make something you can stage dive and two-step to, but could also zone out to.”
Nicht all diese Verweise werden so nachvollziehbar, wie wenn Bungled ein verspieltes Patton-Cabaret mit Death-Grimasse aufführt.
Aber viele Szenen, wie sie auf dem vor brutalen Abrissen und so viel kanalisierter Energie strotzenden Feral passieren, die immer wieder die brüllenden, fauchenden und zähnefletschend das Muskelspiel aus tackernder Raserei und panisch skandierten Stakkato-Riffs mit einer stimmigen Variabilität ausdehnen, hat es so bisher nicht im Bore-Kosmos gegeben.
Hoof & Feather lehnt sich etwa weiter in die melodische Trance, Interlude schreitet sinnvoll platziert mit kammermusikalischem Schwermut durch eine einsame Halle, in dem Klavier und Drums Hoffnungslosigkeit in den Hall legen. Limb muss erst einen kontemplativ schwelgenden Beginn provozieren und der Titelsong gönnt der Melancholie sogar ausnahmsweise Klargesang, bevor die Band mit dem hymnischen Alternative Metal und Post Hardcore flirtet, um den ambienten Ausklang zu finden. Nur denn angepappten Hidden Track hätte man sich sparen können – diese Praxis war nämlich auch vor über zwei Jahre schon aus der Mode gekommen.


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