Broken Social Scene – Let’s Try the After (Vol. 1)

von am 3. März 2019 in EP

Broken Social Scene – Let’s Try the After (Vol. 1)

Ihren Nimbus der Unfehlbarkeit von geradezu mystischer Tragfähigkeit hat die kanadische Supergroup Broken Social Scene in diesem Jahrzehnt leider ein bisschen unspektakulär verspielt. Daran ändert auch das sehr nette Let’s Try the After (Vol. 1) vorerst nicht.

Zwei Jahre nach Hug of Thunder liefert das Kollektiv um Leithammel Kevin Drew einen betont luftig und locker ausgelegten Nachsatz, der durchwegs angenehm zu hören ist und die Diskografie von Broken Social Scene als durchaus sympathische Fußnote ergänzt – wenn auch sehr unspektakulär und nicht notwendigerweise essentiell.
Einzig gravierend hängen bleibender Vorwurf an Let’s Try the After (Vol. 1) ist abseits der vergleichsweise „nur“ überdurchschnittlich soliden Klasse der versammelten 19 Minuten, dass jeder einzelne der vier Songs nach dem Interlude The Sweet Sea zu lange dauert und sich ein bisschen selbstverliebt als Nabelschau um sich selbst drehen.

Aber gut, bei dieser Band setzt man mit einer gewissen Nostalgie eben immer noch andere Indie-Standards an, die hier auch mindestens routiniert erfüllt werden. Das gefällige Remember Me Young geht als verlängerter Arm des instrumentalen Einstieges beschwingt nach vorne, die ätherisch lautmalenden Chöre tun gut, auch wenn die Nummer eher wie die Skizze eines vollwertigen Songs anmutet.
In Boyfriends übernimmt Drew den Chefposten dominanter als sonst und dirigiert auf diesem zu einer netten und eingängigen, sogar leicht epischen aber auch zu simplen Popnummer, wie Arcade Fire sie aktuell nicht mehr machen wollen würden. Das absolut liebenswert entschleunigte 1972 besticht dafür mit verspielten Effekten, verträumter Stimmung und Ariel Engle am Mikro, dazu wirklichen charmanten Arrangements um Streicher und Bläser.

Gerade hier zeigt sich aber auch, dass mehr aus der Substanz von Let’s Try the After (Vol. 1) gemacht hätte werden müssen. Daran ändert auch dazu verschnörkelt-stacksend zu Vampire Weekend tänzelnde Afro-Wave-Stück All I Want, das auch ohne gespanntes Tempo ein wenig orientierungslos entlässt. Dass Broken Social Scene den Spannungsbogen der EP über einen eigentlich so sorgsam eingeleiteten Beginn so willkürlich und abrupt beenden, muß aber ja nichts heißen – mal abwarten, was der oder die wohl noch nachgereichten Teil(e) von Let’s Try the After zu bieten haben werden.

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