Album
Wo kein Sonnenstrahl hinreichen kann, dort lüften I Like Trains auf ihrem dritten Album ordentlich durch: Klingen die Engländer in all ihrer niederschlagenden Melancholie mittlerweile gar lebensbejahend?
Tu Fawning arbeiten daran, ihre progressiv alle Genremauern einreißende Stammesmusik zugänglicher zu machen. Und scheitern - natürlich - auf wunderbarste Art und Weise.
Weil die Uhren in Island im September 2011 einmal richtig gingen und die Insel kollektiv Kopf stand, schicken sich sechs blutjunge Harmoniesüchtige nun an, mit ihrem Debütalbum ein knappes halbes Jahr später auch den Rest der Welt mitzureißen.
Der Moment, da man Norah Jones als kredibiler Musikfan nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand und beim romantischen Candlelightdiner toll finden darf, ist letztendlich gekommen. Produzent Danger Mouse weiß eben, dass man die 33-Jährige nicht nur von ihrer Schokoladenseite ausleuchten sollte.
Vier Jahre und einen Vokalwechsel nach dem durch die Decke gehenden Debütalbum legt Santi White nach. 'Master of My Make Believe' will nicht den Trends vorwegmarschieren wie 'Santogold', sondern funktioniert als Reflektion der aktuellen Musiklandschaft im breiten Sprektrum.
Raus ist Rufus Wainwright höchstens aus dem stickig werdenden Opernpomp, den exzentrischen E-Musik Anleihen. Keine Shakespeare-Sonette mehr, der Gay Messiah hat zurück in den Pop gefunden.
Ist das nun detailfixierte Stagnation oder linientreue Formvollendung? Irgendwo dazwischen bleiben Torche die Antwort schuldig und brettern lieber mit noch mehr Sonnenschein durchs rohe Sludgeland. Wie fröhlich können diese fiesen Riffmeister eigentlich noch rocken?
Dem Titel darf man ansatzweise vertrauen, dem Artwork weniger: Schwedens große Rockband propagiert trotz revoltierenden Bürger am Cover einheitlicher denn je Friede, Freude, Eierkuchen. Und stellen dabei selbst die wichtigste Frage: 'Where's The Rock?', bitte schön?
Die Flaming Lips können und wollen ihre Kolaborationssucht nicht mehr zügeln. Für 'The Flaming Lips and Heady Fwends' rennen ihnen die prominenten Gäste nun sogar förmlich die Tür ein, um bei dem ganzen Irrsinnstanz dabei sein zu dürfen.
Man müsste Deerhunter nicht aufbrechen, um die Grenzen von Bradford Cox' und Lockett Pundts Einflussbereich heraus dividieren zu können. Das zweite Lotus Plaza Album macht sich diese Mühe trotzdem.