Cee Lo Green – CeeLo’s Magic Moment
Die besinnliche Zeit zum Jahresende ist für Cee Lo Green nur ein weiterer Anlass über alle Stränge zu schlagen – vielleicht sogar der beste. Wer wissen will, wie es hier zugeht, braucht eigentlich nur einen Blick auf das knallige Cover zu werfen.
Man muss sich das einmal trotz aller Augenkrebsgefahr auf der Zunge zergehen lassen: Cee Lo Green brettert da in einer offenen Limousine durch den Nachthimmel, der Cheauffeur ist ein schnittiges Rentier im Anzug, gezogen wird das Gefährt trotzdem von herausgeputzten Rössern. ‚CeeLo’s Magic Moment‚ verstrahlt einen Mut zur gewillten Trash-Hässlichkeit, wie das sonst nur The Darkness ästhetisch passend finden. Tatsächlich aber sagt das Ungetüm von Artwork mehr über die Musik von Green’s Interpretation klassischer Winter- und Weihnachtslieder aus, als ihm vermutlich lieb sein würde: da wie dort werden die Grenzen zum schlechten Geschmack mutwillig übertreten, da wie dort passiert einfach zu viel, zu viel unnötiges, an allen Ecken und Enden. Für die 15 Songs heißt das: Las Vegas-Orchester, Pomp, Kitsch, ausufernder Pop, Soul, Streicher, Gospelchöre, Fanfaren, Funk, etc., alles hier schreit hyperaktiv, selbst in den stillen Momenten, ist pures Entertainment. Das mag am Blatt nach der eierlegenden Weihnachts-Wollmilchsau klingen, in natura aber dazu führen, dass hier selbst die kürzeren Songs zu kleinen Geduldsproben werden.
Vor allem, wenn Ce Lo Green allzu hyperaktiv den Eindruck fetziger Zwanglosigkeit forcieren will und dabei doch nie ganz überspielen kann, dass all der Bling-Bling Glanz hier tatsächlich auch etwas dezent schmieriges mitschwinkt. Zwar mag sich der Gnarls Barkley und ‚Fuck You‚-erprobte Hitlieferant immer schon gern ein Ein-Mann-Freak-Show des Mainstreams inszeniert haben, dennoch haftet ‚CeeLo’s Magic Moment‚ ein Flair genau der selben größenwahnsinnig Missintetpretation großer Einkaufsketten an, was die zurückgenommene Beschallung mit stilvoller Weihnachtsmusik angeht an. Anders gesagt: Konventionen haben ohnedies keine Lobby auf einer Platte, für die es kein Widerspruch ist Rod Steward, Trombone Shorty, die Muppets oder Christina Aguilera aufzufahren.
Letzteres ist natürlich per se eine schlechte Idee, wie der jedwede Phrasierungsgrundsätze erschütternde, intim gemeinte aber jeden Nervenstrang sprengende Schleimbrocken ‚Baby It’s Cold Outside‚ vorführt (selbst ‚All I Want for Christmas‚ kann man einige Songs später nicht ohne schlechte Erinnerung an Mariah Carey abhaken), während vor allem das eigentlich über alle Ziele hinausschießende Zusammenspiel ‚All I Need Is Love‚ über das Grundgerüst von ‚Mahna Mahna‚ mit Kermit und Co. zu den Highlights zählt. Ohnedies wäre potentiell viel mehr möglich gewesen. Aber zu selten, wie im ansatzweise zurückgenommenen, nur haarscharf als Weihnachtssong durchgehenden JoniMitchell-Stück ‚The River‚ schafft es Cee Lo deswegen, eine tatsächlich besinnliche Stimmung zu kreieren, die ihren Fokus auf der samtweichen Monstertimme des 38 jährigen hat. Und doch erreicht ‚CeeLo’s Magic Moment‚ doch über weite Strecken sein (Minimal?)Ziel: indem das Album unterhält. Ob mit dem gutgelaunten Motown-Flair von ‚This Christmas‚ oder dem smoothen R&B von ‚The Christmas Song‚, dem beschwingten Gospelpop von ‚Please Come Home for Christmas‚ oder dem rasanten ‚Run Rudolph Run‚. Man kann und muß sich ‚CeeLo’s Magic Moment‚ selbst schön-dosieren – sonst ist es schlicht zu viel des guten. Ein Cee Lo Green-Album eben.
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