A Day to Remember – Common Courtesy
Die Luft am Easycore Olymp wurde in den vergangenen Jahren zusehends dünner. Zum einem lag es an der Tatsache, dass den Fans der Mix aus poppig-gefälligen Sound mit Hardcore-Gebolze nicht mehr so recht schmecken wollte, das Genre war irgendwie blutleer (sofern es jemals anders war).
Zum anderen, weil sich die ehemaligen Genregötter durch einen langwierigen Rechtsstreit mit Victory Records (wer würde sich mit denen nicht streiten wollen?) selbst absentierten und ihre Epigonen wie Set Your Goals oder Four Year Strong zumeist wie halb-gare Versionen klangen. Nun versuchen es aber A Day To Remeber mit dem in Eigenregie produzierten ‚Common Courtesy‚ den erneuten Aufstieg auf den Olymp. Die daraus resultierende Frage: Absturz oder neuer, alter Zeus?
Eines hat sich auf jeden Fall nicht verändert, A Day to Remember kochen noch immer nach dem selben Rezept wie schon vor Jahren, sodass hier auf Beschreibungen des Easycore/Popcore-Genres getrost verzichtet werden kann. Das Problem ist Anno 2013 nur folgendes: Wie hebt man sich von der Konkurrenz ab, die mittlerweile das selbe Kochbuch besitzt? Genau das schaffen ADTR auch noch X Jahren Bandgeschichte noch immer ohne Probleme, scheinbar mühelos klingen sie unverwechselbarer als 90% ihrer Kollegen. Mit dem ihrer Heimatstadt gewidmeten ‚City of Ocala‘ und ‚Right Back At It Again‘ zelebrieren sie gleich zu Beginn ihrer neuen Platte ihren Stand als Easycore Primgeiger und Taugenichtse, denen einzig und allein ihre Musik Befriedigung bringt.
So lautet zumindest das Selbstverständnis. „Started out in the spring of 2003./Never went to school, nobody talked to me./ Except to tell me all the things I couldn’t do./Don’t want to hear about it.“ ‚Right Back At it Again‘ bietet all jenen seichten, dem Format Poppunk anhaftenden Easycore Pathos in Give-It-A-Fuck Reinkultur. Da dürfen natürlich auch die obligateren Ausflüge zur Melancholie ob der Vergangenen Zeiten, wie im abschließenden und mit spoken Linernotes bestückten ‚I Remember‚, nicht fehlen. Ebenso wenig scheuen die Jungs aus Ocala Ausflüge in gänzlich poppige Gefilde, wo sogar fleissig bei den Backstreet Boys gewildert wird. Das Intro von ‚End of Me‚ erinnert frappierend an das Spätwerk der 90er Pop-Veteranen.
Ansonst hat sich bei A Day to Remember auch trotz Victory-befreiter Eigenregie nicht wirklich viel verändert, nach wie vor drücken die auf fett produzierten Bässe und Gitarren ordentlich aufs Gas, Scream Parts wechseln nach bekannten Muster mit gesungenen Passagen. Mehr ist dazu nicht wirklich anzumerken, kennt man die letzten Alben, so überrascht einen ‚Common Courtensy‚ keine Sekunde lang. Manche werden es qualitative Konstanz nennen, andere kalkulierte Langeweile nach Schema F. Aber A Day to Remember scheinen sich nicht wirklich darum zu scheren, was andere von ihrer Musik denken (sofern diese Attitüde nicht ohnehin dem Geschäftsmodell Easycore immanent ist). Genauso in diese Richtung gehen auch die Lyriks, aber auch das ist man schon durchaus gewohnt.
Um die einleitende Frage zu beantworten: Ja, die Truppe aus Ocala schafft es wieder sich einen Platz an der Spitze des (abgefachten) Easycore Trends zu sichern und das einigermassen mühelos. Was aber weniger an ihrer eigenen Qualität, die zweifellos phasenweise vorhanden ist, sondern vielmehr an der schwachbrüstigen Konkurrenz liegt. Wenn gleich diese auch nicht schläft, dass frischer Wind dem Genre gut tut, haben zuletzt auch die Franzosen Chunk, No Captain Chunk! mit ihrem 2013er Werk „Pardon My French“ gezeigt.
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