Blood Vulture – Die Close

von am 30. Juni 2025 in Album

Blood Vulture – Die Close

Schluß mit lustig: Two Minutes to Late Night-Host Jordan Olds reflektiert auf Die Close, dem jenseits seiner humoristischen Gwarsenio Hall-Entertainment-Persönlichkeit stattfindenden Debütalbum von Blood Vulture, seinen eigenen Gefühlshaushalt anhand der Geschichte um einen nach dem Ende der Menschheit vereinsamenden Vampir.

Ein Szenario, das durch die (inhaltlich Klassikern wie Bram Stoker’s DraculaNear Dark oder Let The Right One In Tribut zollenden) mehrlagigen Vocals und einer (immer wieder sporadisch auftauchenden, letztlich aber relativ redundanten Goth-Synth-Patina) aus dem Sludge und Alternative Metal gezogenen Heavy-Homogenität ziemlich genau so klingt, wie wenn Alice In Chains-Boss Jerry Cantrell den Vorstand von Cave In oder Mutoid Man als Nosferatu gekleidet übernommen hätte, um packende Riffs mit melancholischer Sehnsucht in satten Grooves zu züchten, kraftvoll und sehnsüchtig schwelgend.

Multiinstrumentalisten Olds hat dabei bis auf die Drums alle Elemente der eigentlich sehr persönlich angelegten Platte im Alleingang eingespielt – was beeindruckend ist, aber auch die Crux an Die Close bedingt. Denn rum das betont eingängige Aushängeschild A Dream About Starving to Death finden die im konzeptionellen Rahmen steckenden (durch ein beruhigende Acoustic-Americana-Titelstück-Interlude durchatmen könnenden) Songs des tollen Handwerkers nur bedingt zum Punkt. Nummer wie An Embrace in the Flood oder das weichere The Silence of God sind zwar nämlich stets ziemlich mühelos überdurchschnittlich solide liefernd, verfallen aber sowohl kompositorisch als auch ästhetisch in eine Gleichförmigkeit, in der der Sound nach und nach auslaugt.
Wo gute, eingängige Melodien und Hooks die Grundlage sind, reizen nur wenige Ideen ihr Potential wirklich aus, derweil die wirklich herausragenden Szenen nicht gelingen wollen.
In Abomination bleibt etwa das 80er-Goonies-Glitzern der Bridge ebenso konsequenzlos wie wenn schon zuvor gniedelnde Mastodon-Monstrositäten das Versprechen monolithischer Größe nicht stemmen können zu wenige einzelne Momente aus der hochwertigen Masse herausstechen.

Wie gut Blood Vulture hingegen sein kann, wenn alle Zahnräder ineinandergreifen, zeigt sich im großen Die Close – Finale – „a song I wrote about my dog that was transformed into a song about the universal pain of having to chose to lose a loved one“, wie Olds erklärt. „I went in wanting to write an arena rock ballad that felt like if Soundgarden wrote Purple Rain. Idk if that’s where we ended up but that’s where it started. Also, every voice you hear on the chorus of the song was sung by one of my dear friends who also has a dog that they’d do anything for, so it meant a lot to me to have their voices on the track.
Gemeinsam mit Stephen Brodsky, Emily Lee, Gina Gleason und Kristin Hayter hebt er alle Tugenden der Platte mit einem hymnenhaft jubilierenden, fast musical-freundlichen Chor auf ein Podest.

Auch sonst gehören jene Songs, in denen namhafte, aber sparsam eingesetzte Gäste auftauchen, wegen der individuelleren Kurven im Herzen der Platte für die nachhaltigste Phase von Die Close.
Grey Mourning zähmt mit einem komplett assimilierten Jade Puget (AFI, Blaqk Audio) ein wilderes Metal-Biest als Grundlage und schwingt sich theatralischer auf, derweil Burn for It mit Brian Fair (Shadows Fall) hinsichtlich der restlichen Bezugspunkte schon fast aufdringlich zum Stadion joggend stampft, dies aber unter einem letztlich erhebend schönen Überbau tut. Noch besser ist Entwined (mit der kongenial zu Olds passenden, sich zweckdienlich niemals in den Vorderhrund drängenden Kristin Hayter), das atmosphärischer gedrosselt wunderbar dämonisch gepeinigten Sludge zelebriert. Und genau auf solchen kleinen Sternstunden lässt sich für die Zukunft von Blood Vulture aufbauen!

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