Dinner Party – Dinner Party

Diese Allstar-Dinner Party ist leider nur ein zwangloses Abhängen im schicken Ambiente geworden: Terrace Martin, Robert Glasper, Kamasi Washington & 9th Wonder enttäuschen angesichts ihrer Reputation, aber freilich auch durch brach liegendes kreatives Potential.
In der Fusion der bedingungslosen Kompetenz rund um die Achse aus Hip Hop und Jazz lassen sich vor allem die Arbeitsbereiche von Martin und 9th Wonder auf dieser Dinner Party als schwächstes Glied eines Supergroup-Kräntzchens ausmachen. Immerhin wirken die weich produzierten, phasenweise aber gar ein wenig nebensächlich mit belanglosen Tendenzen liebäugelnden Schattierungen der Platte wie nicht restlos ausgebrütete Ideen: Wie versierte Grundgerüste unter der Ästhetik, in der die Beats, die wirklich extrem repetitiven Drums und das Songwriting innerhalb der Strukturen kaum Entwicklung zeigen und relativ zwanglos dahinlaufen, während die ausschmückenden Nuancen von Washington und Pianist Glasper (der völlig unter Wert verkauft wird, da er immer erst markanter in Erscheinung treten darf, wenn das restliche Instrumentarium zurückgefahren wird) durchaus verführerisch in den Arrangements wandern, jedoch nur selten dominant den Fokus auf sich ziehen können.
Wo der Radius der Texturen und Instrumente also Ambitionen zeigen würde, bekommt dieser jedoch keinen Raum um sich zu entfalten – auf der anderen Seite ist die inszenatorisch Seite mit dem Autopilot in all seiner grundlegenden Klasse als Korsett zufrieden.
Am deutlichsten wird diese unnötige Limitierung in den Hip Hop-nahen Love You Bad und From My Heart and My Soul, die Richtung Anderson. Paak orientiert alleine dadurch wie ausgebreitete Skizzen wirken, indem beide Stücke kurze titelstiftende Gesangszeilen des auf vier Stücken von Dinner Party als Gast ausgewiesenen Phoelix (der NoName-Kompagnon ist quasi das inoffizielle fünfte Mitglied) immer wieder repetieren bzw. und weniger wie Mantras, als wie Lückenfüllerbruchstücke für die an sich angedachten Melodielinien wirken. Catchy, aber nervend. Wirklich besser gelingt dies auch nicht im abschließenden Luv U, das mehr Exploration in den Texten zeigt, sich aber einfach keinen Gefallen damit tut, roboterhafte Effekte über die Stimme zu legen.
Dass mindestens die Hälfte der mit 24 Minuten Spielzeit ohnedies verdammt knapp bemessenen Platte insofern nur über ihre Atmosphäre und Stimmung funktioniert, bei aktivem Konsum aber enervierend und unbefriedigend wirkt, ist auch deswegen frustrierend, weil Dinner Party selbst bei einer Nabelschau wie The Mighty Tree trotz einer gewissen Monotonie und weniger ausgefeilten Akzentuiertheit gute Argumente für das illustre Beisammensein bringen.
Vor allem aber sind da eben die wirklich gelungenen Momente, die Lust auf Mehr machen. Das rundum starke Sleepless Nights ist ein verschmuster Ohrwurm voll R&B, Neosoul, Wärme und Zärtlichkeit, First Responders könnte als fesselndes Instrumental so auch von den Roots stammen – zumal die Streicher und das Gitarrengeplänkel individuelle Duftnoten sezten und Washington endlich die Führung übernehmen darf.
Wegen derartiger Szenen (und freilich auch gerade mit dem tollen Kooperationsprojekt Pig Feet im Rückspiegel) kann Dinner Party die eigentlich inhaltlich exakt bedienten Erwartungshaltungen nicht stemmen. Weil die Platte stets angenehm nebenbei zu konsumieren ist, sie lieber berieselt, anstatt sich, seine Protagonisten oder den Hörer herauszufordern, wirkt sie stets wie auf geloopter Sparflamme köchelnd. Das ist freilich eher absolut enttäuschend, als tatsächlich schlecht – wie wenig Gravitation vier derartige Schwergewichte erzeugen können, ist dann aber mindestens ebenso erstaunlich, wie die Tatsache, dass der Feuilleton dem Quartett dennoch hörig zu sein scheint, während man selbst mit weniger prominenten Namen auf der Urheberliste unvoreingenommener womöglich zu einer minimal höheren Wertung tendiert hätte. Also: Bitte mehr davon – aber raus aus der reinen Komfortzone!
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