Elbow – Audio Vertigo Echo elbow EP5

Die unfehlbaren Elbow wollen die Ausrichtung ihres polarisierenden zehnten Studioalbums mit der – bis zur Übersteigerung pragmatisch betitelten – Audio Vertigo Echo elbow EP5 weiter erkunden.
Weil sich Audio Vertigo im Jahr seit seinem Release zu einem waschechten Grower entwickelt hat und zu mehr als nur einer stilistisch interessanten Bereicherung der Diskografie der Briten geworden ist, ist die Absicht der Band, der Ästhetik der 2024er-Platte „another crack“ zu geben, eine wirklich willkommene Sache. Ob man dem Kurzformat-Nachhall nach der Noisebox EP, The Newborn EP, The Any Day Now EP sowie der Lost Worker Bee EP auch noch das allzu pragmatischen elbow EP5 in den Titel bugsieren musste, darüber lässt sich dagegen streiten.
Der Echo-Appendix passt dagegen perfekt, machen Elbow doch nahtlos dort weiter, wo Audio Vertigo aufgehört hat.
Dis-Graceland 463-465 Bury New Road baut auf den Beat des unlängst zum regulären Gang-Mitglied beförderten Drummer Alex Reeves sowie Pete Turners schnepfenden Bass (der generell der Held der Stunde bleibt), addiert Garveys synthetisierte Vocals und groovt entspannt mit orchestralen Überbau zu einer catchy Hook, selbst wenn die Nummer die Summe seiner Teile nicht wirklich zwingend zum Punkt finden lässt.
Auch das betont flott joggenden Adriana Again fokussiert die Rhythmussektion in der Strophe, ist wegen des Chorus aber ein Instant-Ohrwurm und Hit, den in seiner simpel gehaltenen Schmissigkeit auch die Massen mitsingen dürfen – wiewohl die auch nach knapp einem halben Jahr immer noch sehr viel Spaß machende Nummer ohne finalen Clou etwas zu lange dauert.
Timber lebt von seinen hibbeligen Drums (die auch die Frage stellen, wo die Band heute mit Richard Jupp wäre) und suhlt sich elegisch und verträumt in Gitarren, die später ein Americana-Flair pflegen, und Synths, breit und massiv, die später in der Nostalgie strahlen.
Schon zu diesem Zeitpunkt der Platte ist zwar klar, dass Audio Vertigo Echo elbow EP5 mehr als nur eine nachgeschobene Ladung an B-Seiten darstellt, wiewohl die knapp 18 Minuten der Platte mit ihrer Sternstunde eigentlichz bis zuletzt warten. Das funky Sober ist mindestens der beste LCD Soundsystem-Track seit 2017 – wie Elbow da einen klassischen Trademark-Song einfach ins Disco-Gewand stecken und alles auf ein unheimlich grandioses Gemeinschaftsfinale hinsteuert, allerdings irgendwo zwischen Intervention und Party mehr noch auch das eindruckvolle Zelebrieren aller eigenen Stärken des aktuellen Status Quo: „I’ve never known and I’ve never seen you sober/ And I’ve known you and loved you for, oh, so long“. Wie soll man das so bald wieder aus dem Kopf bekommen, während die Hüften sich bewegen?
Wo das Mutterschiff Audio Vertigo rückblickend wertungstechnisch ein klein wenig unter Gebühr verkauft wurde, kann man hier also guten Gewissens aufrunden.
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