Gorillaz – Song Machine Episode 1

von am 2. Februar 2020 in Single

Gorillaz – Song Machine Episode 1

Jaja, die Zeiten sind ja so verdammt schnelllebig geworden. Die Gorillaz versuchen darauf mit dem spontan entstehenden Song Machine-Zyklus, einer offenen Gästeliste und neuen Veröffentlichungs-Strategien in Episodenform zu reagieren.

Drummer Russell dazu: „Song Machine is a whole new way of doing what we do. Gorillaz breaking the mould ’cos the mould got old. World is moving faster than a supercharged particle, so we’ve gotta stay ready to drop. We don’t even know who’s stepping through the studio next. Song Machine feeds on the unknown, runs on pure chaos. So whatever the hell’s coming, we’re primed and ready to produce like there’s no tomorrow. Y’know, just in case….
Man distanziert sich also vom klassischen Albumformat, steigt über den Zeitraum von 2020 auf spontan aus der Hüfte geschossene Einzelsongs und Kollaborationen im offenen Gefüge um, liefert episodenhafte Livevideos und positioniert sich adäquater für die Generation des Streaming-Zeitalters. Ob diese Entscheidung aus rein kreativer Hinsicht schlau ist, darf freilich vorab  argwöhnisch beäugt werden, wenn man bedenkt, dass die beiden (kaum das Bedürfnis nach einem aktiven Wiederbesuch aufrecht halten könnenden) jüngsten Gorillaz-Studioalben, das überladene Humanz und das kaum erinnerungswürdige, unschmeichelhaft gealterte The Now Now, ja vor allem durch ihr dem Momentum hinterherhechelnden Songwriting ohne koordinatives Gespür sowie einen wahllos am Zweck vorbeischießenden Feature-Wahn krankten.

Allerdings deutet Momentary Bliss (neben den drei hinzugepappten Machine Bitez-Interludes, die man so wohl kaum öfter als einmal konsumieren wird) als erste Single der Song Machine-Reihe an, dass die neue Arbeitsweise das Niveau der Cartoonband durchaus wieder heben könnte: Die Kooperation mit dem UK-Grime-Hip-Hopper Slowthai und dem Garage-Britpunk-Duo Slaves (übrigens ihrerseits alte Bekannte) impft der Damon Albarn-Plattform jedenfalls durchaus eine zuletzt vermisste zwingende Pop-Infektion ein.
Wo der Blur-Frontmann den Song mit Slaves-Hälfte Isaac Holman über entschleunigte Synthpop-Inseln verankert, die erstaunlich catchy dösen, wird Slowthai ganz im Dienst der Sache assimiliert, bringt smarte textliche Referenzen an Radiohead oder die Beatles, schwingt sich hinter der Dominanz der schrammelnden Post-Punk-Gitarre im Party-Vibe mit munterem Tempo zur selbstbewusst machen wollenden Feierlaune mit starker Hook auf:“It makes me sick to think you ain’t happy in your skin!
Zusammen zelebriert das Gespann eine angenehm gelöste Stimmung, gibt sich ausgelassen, enthusiastisch und ohne die Bürde auf das große Ganze achten zu müssen auch angenehm kurzweilig. Zwar erreicht das Ergebnis nie die Qualität der ersten zwei bis drei Studioalben, zählt aber doch zu den besseren Stücken der Zeit danach – weil Gorillaz endlich wieder unbekümmert Spaß machen und offenbar doch noch Ohrwürmer und Grower können, die die Qualitäten ihrer Gäste nicht um der Namen willen einzusetzen gedenken. Das lässt die Vorfreude auf das Projekt Song Machine (zugegebenermaßen unerwarteterweise) gleich zum Start weg massiv ansteigen.

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