Manic Street Preachers – Covers

von am 14. Juli 2022 in Compilation

Manic Street Preachers – Covers

Ein Jahr nach dem soliden The Ultra Vivid Lament bündeln die Manic Street Preachers auf der adäquat betitelten Compilation Covers 17 Interpretationen von Fremdmaterial, die sich über die Jahre (und seit Lipstick Traces 2003) angesammelt haben.

Genauer: Neben einer 37 Songs umfassenden Streaming Dienst-Playlist namens Sleep Next to Plastic destillieren die Manics unter dem Sleep Next to Plastic (Exclusives)-Banner auch die Sammlung Covers, auf der sich eben 61 Minuten an bisher unveröffentlichte Interpretationen befinden – zumindest relativ gesehen, nicht nur auf Spotify-Premieren bezogen: das abschließende Highlight Primitive Painters, das aus dem kargen Postpunk von Felt praktisch eine hauseigene Paradenummer mit Ohrwurmcharakter macht, war etwa bereits auf der japanischen Version von Journal for Plague Lovers zu finden, wohingegen die eröffnende Madonna-Verneigung Borderline bisher nur als Live-Version existierte, nun aber für Covers im Studio eingespielt wurde – ein Ohrwurm; locker beschwingt orgelnd mit Nicky-Backings und einer Gitarre, die auch die eigenen Trademarks referenziert.

Zwischen diesen Endpunkten versammelt das walisische Trio dann eben eine ganze Stafette an unterschiedlich toll gelungenen Standards, allesamt authentisch ins Repertoire passend: „Cover versions have always offered us a chance to pay direct, public tribute to records we grew up obsessing over, be that C86 bands or artists as diverse as Madonna, John Cale and Paul Robeson. Collectively, these covers are a heartfelt musical tribute to our formative influences.
Jean’s Not Happening („featuring Finlay George The Pale Fountains, lost recording“) kommt etwa unangestrengt und flott mit Streichern aus der Hüfte, das ordentliche Feels Like Heaven (Fiction Factory) wirkt ein wenig zu brav und farblos, kann sich dabei aber natürlich auf einen Killer-Refrain verlassen. Pennyroyal Tea (Nirvana) spielen die Manics an ihren rockigeren Wurzeln – und trotzdem so, dass die Spannungsspitzen sich direkt in You Stole the Sun From my Heart entladen könnten.

Überhaupt fühlt sich Covers auch immer wieder wie eine Reise durch die verschiedenen Phasen der eigenen Bandgeschichte an, egal ob Vision Blurred (The Horrors) metallischer mit Holy Bible-Gift attackiert, Under My Wheels (Alice Cooper) härter und aggressiver wie eine gediegene Version junger Manics agiert, man Bradfield und der Gitarre alleine das Feld überlässt (in der netten Skizze Let’s Stay Together von Al Green, der Acoustic-Reduktion All Or Nothing von The Small Faces, dem gefühlvollen Kleinod Summer Wind von Frank Sinatra) oder der Pop in verschiedenen Schattierungen betont wird: das launig stacksende Wake Up Alone (Amy Winehouse) ist der einzige wirkliche Filler, Bright Eyes (Art Garfunkel) schunkelt in der Full Band Version nostalgisch verträumt, dehnt sein Gefälligkeit aber zu lang, wo Inbetween Days (The Cure) wunderbar luftig als Akustik-Version mit sporadischem Synths seine Liebenswürdigkeit zeigt, sich Sweet Child O’ Mine (Guns N’Roses) von zu viel Subtext befreit und einfach Stadion-Stimmung macht, oder Bring On The Dancing Horses (Echo & the Bunnymen) neonverführerisch schillert, abseits des Refrains allerdings langweilig bleibt. The Instrumental (The June Brides) deutet an, wie sich die Doves die funky Disco mit grummelndem Bass vorstellen könnten und die orchestrale Grandezza des unaufgeregten The Endless Plain of Fortune (John Cale) ist aufgrund des irritierend komprimierten Sounds kaum hörbar. Als Fan freut man sich aber auch über diese Ergänzung der offiziellen Diskografie – da können die Manics noch so wenig (medialen) Wind um diese Veröffentlichung machen.

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