Marissa Nadler – New Radiations
„New radiations have taken their toll on me/ I was retracing the lines of a memory„: Marissa Nadler findet mit einer geradezu ermüdend zuverlässigen Vertrautheit zu den Wurzeln ihres Signature Sounds zurück.
Nachdem The Path of the Clouds vor knapp vier Jahren auf ein besonders illustre Gästeliste samt einer vollen, über den gespenstisch entrückten Dark Folk hinaus expandierender Klangpalette setzte, geht Nadler auf ihrem zehnten Soloalbum mehr als einen Schritt zurück zu ihren Wurzeln. Sie setzt sich und ihre Stimme zurück in den Fokus, wo inmitten der Intimität und Reduktion abseits von sparsamen Beiträgen von Randall Dunn (im durch besonders schön mystisch flimmernde Arrangement-Texturen herausragenden, zum Americana tendierenden Titelsong) und Milky Burgess an Synthesizern und Gitarre die sanft wehende Einsamkeit steht, verträumt und melancholisch gezupft, warm gehaucht und weich gesäuselt.
Hier und da tauchen subtile Nuancen auf: It Hits Harder bekommt als Ohrwurm einen vagen Drone-Untergrund, Smoke Screen Selene zudem ein paar Twin Peaks-Schwaden im Hintergrund. You Called Her Camellia transzendiert die körperlose Erinnerung an Country-Tendenzen in all dem Simplizismus und der Tragik, begegnet charakterstarken wie abstrakten, düsteren Malereien.
Die somnambule Goth-Grandezza ist dabei stets fragil und zerbrechlich, die balladekse Sehnsucht deutet ihre epische Tendenz in alle Ruhe kontemplativ an. Musik, die an der Hand nimmt, um im Dunkeln am besten zu funktionieren, tröstend und bekümmert. Kurzum: New Radiations ist diesmal wieder typische Nadler-Kost geworden. Nicht weniger, aber auch kaum mehr.
Selbst wenn man die nicht unbedingt kurzweiligen 46 Minuten der Platte nämlich sofort ins Herz schließen kann, hält sich die Begeisterung über die Rückkehr der 44 jährigen in ihre Komfortzone in Grenzen. Was primär daran liegt, dass Nadler einfach schon weitaus bessere Songs gelungen sind, als auf dieser bis zur monotonen Gleichförmigkeit homogenen Platte. Denn für jedes If it’s an Illusion oder Hatchet Man, die die Unscheinbarkeit nach und nach mit einer griffigen Schönheit aufwiegen, laugen dann wieder fast enervierende Autopiloten wie Light Years auf eine Weise aus, die New Radiations (zumindest, wenn man nicht in absoluter Stimmung für den Reigen ist) als die bisher redundanteste, auch seltsam intensitätsfreie Platte von Nadler erscheinen lässt.


Kommentieren