Mizmor & Hell – Alluvion

A.L.N. (a.k.a. Mizmor) kehrt nach seinem Solo-Intermezzo Prosaic (2023) für Alluvion nicht nur wieder zur Kooperation-Schiene von Dialetheia (2020) und Myopia (2022) zurück, sondern auch in die vertraute Gesellschaft von Kumpel M.S.W. (alias Hell).
Auch wenn die Geschichte der zwei Musiker aus Oregon und ihrer Projekte seit jeher eng verwoben ist, stellt Alluvion tatsächlich die nominell erste offizielle Kooperation der beiden dar.
Und sie tut dies praktisch exakt entlang der Erwartungshaltung. Mit beklemmendem Sludge Doom auf der misanthropischen, schwermütigen Seite des Lebens, wo sich keifende Hässlichkeit zu monumentalen Riffs schleppt und dort andächtig, gar herrschaftlich schreitet, wo die Symbiose aus Thou und Bell Witch in vergangener Zeit noch keine Option war.
Vor diesem Hintergrund lässt sich den angenehm kompakt gehaltenen 39 Minuten der Symbiose dann auch nur wenig vorwerfen.
Dass beispielsweise etwas mehr Reibung zwischen den zwei Parteien jenseits der Eintracht interessanter gewesen wäre. Oder, dass das Sequencing subjektiv besser gewählt sein hätte können, indem die beiden hier als Nachhall der beiden Longtracks dienenden ambienter angelegten Stücke (das eine atmosphärische Black Metal-Zeitlupe malende Vision I, in dem Gitarren und ätherische Ahnungen von Stimmen als Textur leise und intim verklingend einen idealen Überhang gewährleistet hätten; sowie der Sunn O)))‘eske Drone Metal von Vision II, dem irgendwann der greinende Teufel im Nacken sitzt und der kalte Wind um die Ohren pfeift) die Klammer um das Album besorgt hätten.
Zumal die Strukturen der beiden Herzstücke hinsichtlich der Strukturen wenig überraschend nach bekannter Formel arbeiten: Der Einstieg wird eher ruhig, melancholisch und zurückhaltend in introvertierter Tragik schleichend angeleg, und die Bridge bedächtiger eine subtile Spannung aus der Tiefe holend in sich gehend verortet, während darumherum die zähflüssig greinende, zähe Riffwelt in aller Abgründigkeit heroisch thront. Wie Begging to Be Lost hinter seinem Choral texturierten Durchatmen aber ein monumentales Finale beschwört und das sogar noch bessere, sich einen aufdringlicheren Bass samt kloppendem Husarrentritt aufs Gaspedal gönnende Pandemonium’s Throat in seinem peinigenden Mystizität mit diesem Baukasten arbeiten, ist dann aber eben einmal mehr große Genre-Klasse. Malen nach Zahlen, unmittelbar abholend, praktisch nichts falsch machend.
Der Eindruck, dass Alluvion die hohen Ansprüche an Hell und Mizmor insofern„nur“ stemmt, sie jedoch nicht (wie insgeheim gehofft) auch übertrifft, weil sich letztlich zwar eine tiefe Zufriedenheit, aber keine Begeisterung über die Kooperation einstellen will, ist folgerichtig auch ein weitestgehend ignorierbarer.
Oder anders gesagt: Als Farewell-Release von Gilead Media ist Alluvion ein nahezu ideal für das Label stehendes, rundum würdiges Werk.
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