Pharaoh Overlord – Louhi

von am 31. Juli 2025 in Album

Pharaoh Overlord – Louhi

Pünktlich zu ihrem Vieteljahrhundert-Jubiläum beenden Pharaoh Overlord die für sie schier unendliche Pause von einer halben Dekade Studio-Abstinenz mit Louhi – einem weiteren Karriere-Highlight.

Die zum Kollektiv umfunktionierte Circle-Schwesterband stellt dafür vorab gleich mal die doppelbödige Finte der Titelwahl klar: “Actually the Louhi name is not inspired by the Finnish national epic, but by cryptocurrency. In Finnish language the bitcoin mining is called „Louhinta“. The same word is used for describing someone playing extremely heavy riffs on guitar, so it seemed like a good fit for us.
Als Wurzel der Platte montiert man außerdem Outside The Dream Syndicate – die Atmosphäre der Tony Conrad-Platte mit Faust von 1973 war der Ausgangspunkt von Louhi, das sich als beidseitige Betrachtung einer Medaille aus zwei jeweils knapp zwanzigminütigen Jams zu einer ganzheitlichen Suite zusammensetzt, die für etwaige Streaming-Dienste bissfertig (und durchaus überlegt, stets am Einstieg zu neuen Zündstufen platziert) aufgesplittet wurden.

Part 1 schleppt sich als knarzige Symbiose aus Americana und Blues dort entlang, wo Earth mit knarzigen Lankum-Schraffuren Michael Giras Swans dazu überredet haben könnten, eine Stoner Rock-Band zu werden. Die Gitarre von Stammgast Aaron Turner, den Pharaoh Overlord mittlerweile auch in Person kennen gelernt haben, fiept und schimmert sinister aus dem Limbo von Sumac in den stoischen Groove, unverkennbar. Sein markerschütternd plättendes Gebrüll walzt ebenso als Trademark. Wer sich anstelle der The Film-Avantgarde einen konventionelleren Rahmen für seine bestialische Majestät gewünscht hat, wird hier, in der Trance der Repetition und Monotonie, absolut fündig werden.
Auch der zweite namhafte Besucher prägt die Platte. Troubadour Richard Dawson, dank Henki im Kosmos von Circle angekommen, zelebriert hier jedoch die pure, ungewohnte Limitierung als Maxime: “This was very exciting for me because I’m used to playing a lot of notes and having to remember a lot of words but here I just concentrated on one guitar strum, and getting that just right. For my part, I wanted to bring something like the atmosphere of a caravan – ripped canvas, rickety wheels, ropes, jangling bells and dust.

Diese Stimmung breitet sich im Verlauf immer weiter aus, wie aus der Zeit gefallene keltische Folklore, wo die Synths Neonfarben haben, aber als gefühltes Gegenteil zum Retrofuturismus sparsame Akzente setzen, markant und gehaltvoll nichtsdestotrotz. Ansatzweise opulent gar, derweil das Solo in die Hypnose heult.
Die zweite Seite der Platte schreitet dort entschlackter, aber mit vertrackterer Rhythmik weiter. Das Kollektiv brütet in sich selbst ruhend, meditativ, mit beinahe ätherischem Subtext und ritualistischer Ruhe, das röchelnde Gebrüll legt sich versöhnlich in den Drone.
Die Gitarre gniedelt ebenso exzess wie abrassiv, die Synths pluckern, und das Geschehen bekommt ein hoffnungsvoll schimmerndes Panorama, das mit dezenter Epik ein erhabenes Finale suggeriert. Dem Umstand, dass Louhi dort sein relativ abruptes Ende findet, wo die Reise mit einem dritten Part gefühlt noch weitergehen hätte dürfen, kann man ganz einfach Abhilfe schaffen – indem man die Platte zum Möbiusband zum Beginn zurückkehrend umfunktioniert.

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