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Der doch etwas ernüchternde Vorgänger Honor Found in Decay hat wohl nicht zuletzt Neurosis selbst vor Augen geführt, dass sie ihrem patentierten Postmetal noch einmal ordentlich Feuer unterm Hintern machen sollten, um auf ihre alten Tage nicht in der bequemen Postmetal-Komfortzone zu gemütlich nach Zahlen zu malen. Eine Lektion, die Fires Within Fires nun verinnerlicht hat.
Sorceress gelingt, woran Pale Communion noch so ernüchternd gescheitert war: Den mit Heritage eingeschlagenen Weg von Opeth als Tributband an den Prog der 70er nahtlos fortzusetzen, ohne sich in der Selbstzufriedenheit zu bequem zu machen.
"Also Ermittlungen in Shanghai wäre echt der bessere Titel gewesen." sagt Bass-Gigant Pogo McCartney und hat damit eventuell sogar recht. Das Drittwerk von Messer beobachtet die Aussenwelt schließlich nicht nur durch die Jalousie hindurch aus den eigenen vier Wänden heraus, sondern wandert weitschweifend umherziehend durch dessen geheimnisvolle Wirklichkeit.
Stage Four ist in erster Linie das Konzeptalbum, mit dem Jeremy Bolm Abschied von seiner Mutter nimmt. Darüber hinaus ist es aber auch das Werk einer Band geworden, für die Hardcore-Grenzen mittlerweile endgültig zu eng geworden sind - spätestens jetzt stehen Touché Amoré alle Türen offen.
Zehn Jahre nach No Love Lost können The Rifles auf Big Life mit noch so einer imposanten Menge an charmanten Indierock-Aufgüssen daherkommen - daran, dass man sich vor allem wegen ihres entwaffnenden Debüts an die Engländer erinnern wird, ändert mittlerweile auch ein Doppelabum mit 18 Songs nichts.
Da setzen Frank Black und Co. für Head Carrier erfolgreich den Hebel bei einigen der gravierendsten Kritikpunkte am Comeback-Vorgänger Indie Cindy an - und dann fehlt ihnen auf ihrem sechsten Studioalbum justament der nötige Biss, um Songs zu erzwingen, die stark genug wären, um den proklamierten Formanstieg auch tatsächlich zu untermauern.
Viel Sound, wenig Song: Kanye Wests Kumpel Justin Vernon verläuft sich auf dem dritten Bon Iver-Album 22, A Million gar zu prätentiös in seinem eigenen Wunschtraum des Age of Adz in überkandidelten Amalgam aus Folktronica, Artpop und Electronic.
Während Nick Cave mit Warren Ellis am Nachfolger zum 2013er Meisterwerk Push the Sky Away arbeitet, stürzt sein 15 jähriger Sohn Arthur im Juli 2015 von Klippen nahe Brighton in den Tod. Skeleton Tree entwickelt sich daraufhin zu einem nur schwer zu ertragenden Manifest des erlittenen Traumas.
Den inhaltlichen Fokus behalten Against Me! mit Shape Shift With Me auf Laura Jane Graces Leben als transsexuelle Punkrock-Gallionsfigur, doch die Motive der Platte funktionieren nun auch wieder auf einer allgemeineren Ebene. Passend dazu verschiebt sich die musikalische Perspektive nach dem demonstrativ rohen Ursprungswerk Transgender Dysphoria Blues wieder zu einer stadiontauglichen Bekömmlichkeit.
Die sehnsüchtigen Melancholiker von Merchandise justieren ihre Ausrichtung auf der Wurzelsuche A Corpse Wired for Sound neuerlich nach: Der Pop steht nun wieder hinter dem Postpunk, das (je nach Zählweise) fünfte Studioalbum leuchtet die Band kühler, verschrobener und eigenwillig aus als zuletzt.