Silver Moth – Black Bay
Black Bay ist das Debütalbum des seit 2001 bestehenden, um Mogwai-Mann Stuart Braithwaite formierten schottischen (und nur im engsten Sinne auf diese stilistischen Eckpunkte festzumachenden) Postrock und Slowcore-Septetts Silver Moth.
Neben Braithwaite (guitar, keyboards, synthesizer) und dessen Gattin Elisabeth Elektra (vocals) sind Silver Moth mit Evi Vine (guitar, vocals), Steven Hill (bass), Matthew Rochford (guitar), Ash Babb (drums, percussion) und Ben Roberts (cello) personell, erfahrungstechnisch (mit Bands wie Abrasive Trees, Burning House, Prosthetic Head oder The Eden House in den Lebensläufen) sowie vor allem an der Saiten-Front breit aufgestellt – und nutzen diese Basis auch mit einer selbstsicheren Kompetenz, um ein ebenso homogenes wie vielschichtig Spektrum zu bewandern.
Henry ist etwa im Kern klassischer, traditionsbewusster Postrock, der mit elegisch verflochtenen Gitarren und weiten Spannungsbögen, melancholischen Melodien und nachdenklich funkelnder Patina sowie einem ätherisch zwischen Beth Gibbons, Elizabeth Fraser und Martina Topley Bird gehauchten Gesang die Essenz der Platte mit hämmernder Vehemenz vorgibt, derweil das epischer, fast sakral angelegte The Eternal den träumenden Pathos des Alternative mit der Ästhetik des Shoegaze und Dreampop anvisiert – ohne den in Aussicht gestellten Klimax jedoch wirklich detonieren zu lassen. Mother Tongue schattiert den Sound von Black Bay unwirklich zum psychedelischen Dark Folk mit latentem Goth-Beigeschmack, nur um kontemplativ in sich gehend zu sinnieren, und so sanft der Trance eines bluesigen Grooves zu verfallen, was ein bisschen so klingt, als würde die Gruppe imaginativ dösend und flüchtig klimpernd somnambul von der Halluzination eines Jazz-Kellers angelockt werden, in dem die Visionen des Space Rock in dichte Rauchschwaden projiziert werden.
Gaelic Psalm erzeugt als in sich gehendes Zwischenstück der Platte malerische Bilder von den im Nebel trügerische Gewässer wartenden Pfeilern einer alten Bootsanlegestelle, nächtlich umschmeichelt vom müden Wellengang einer versifften Kloake, und beobachtet das von der Nacht umarmte Gewässer, bis sich das Szenario zur Gedicht-Rezitation von Rochford gespenstisch auflöst. Hello Doom beginnt dort übernehmend, als hätten Crippled Black Phoenix die Essenz von Mogwai Fear Satan mit My Father My King adaptiert, um einen hypnotisch aus dem Jam schleichenden Monolithen zu erzeugen, dessen letztes Drittel der 15 Minuten Spielzeit jedwede physische Kraft und Wucht in eine körperlose Seance gleiten lässt.
Das alles geschieht ebenso ungezwungen, organisch und instinktiv mutierend, wie wenn Sedna eine Ethereal Wave-Ahnung auf Kraut-Odyssee sein könnte, deren Kammerspiel mit cinematographisch angedeutetem Panorama transzendentiert, von der wirklich zwingenden Erschöpfung seiner melodramatisch-traurigen Motive jedoch absieht, und wie vieles hier fast schon auf ambiente Weise funktioniert – gerade als Closer aber auch ein bisschen unterwältigend entlässt.
Man kann der andersweltartigen Schönheit von Black Bay dabei aber höchstens vorwerfen, dass die sechs Stücke als Album gebündelt nicht in allen Phasen zu mehr als der Summe der einzelnen Song-Teile werden und das angedeutete Potential der (erst live mutmaßlich wirklich angemessen imposant alles plättenten) Gruppe damit nur bedingt befriedigend erschließen.
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