Sport – In Waves

von am 20. Juli 2025 in Album

Sport – In Waves

Dass die Reunion von Sport eine verdammt gute Idee ist, wusste man spätestens angesichts der Comeback-Tour im vergangenen Jahr. Was damals noch nicht bekannt war, ist der Umstand, dass die Band aus Lyon zu diesem Zeitpunkt auch bereits ein neues Album eingespielt hatte, wie die Liner Notes zu In Waves nun verraten.

All the takes were made from 5 of april 2024 until the mixing in february 2025.“ steht da genauer zu lesen. Allerdings fühlt es sich so an, als würden die Gitarristen Flo Pons und Nico Mollin, Bassist Nak Golaz sowie Drummer Clem Meynier das Material aus einer noch weiter zurückliegenden Vergangenheit holen, indem In Waves praktisch unmittelbar beim fast eine Dekade zurückliegenden vorläufigen Schwanengesang Slow anknüpft.
Gut, man kann den nostalgischen Melodien dieses Neustarts attestieren, allgemein ein wenig entspannter und optimistischer angelegt zu sein als damals. Auch die kumpelhafte Gang-Mentalität der Franzosen (die diesmal neben den Gästen Dorothée, Marie und Milouze allesamt Gesang beisteuern) unterstreicht den die Freundschaft aller Beteiligten hervorhebenden Aspekt zusätzlich noch etwas mehr.

Aber mit dem Sommer als idealen Rückenwind ist In Waves ein durch und durch typisches Sport-Album geworden – also den Midwest-Emo-Schulterschluss zwischen American Football und Hot Water Music schaffend – das im Rahmen seiner Möglichkeiten kaum etwas falsch macht.
Dass der Platte in der zweiten Hälfte das runde Sequencing abhanden kommt und das simpel gestrickte, überschwängliche Gemeinschaftsgefühl Old Town sowie der Standard Another Day das Pacing etwas ungelenk platziert aufwirbeln, ist schließlich gut zu verschmerzen – doch scheinen Sport in dieser Phase auch ein bisschen zwischen angestammten Pflichtbewusstsein und reifenden Ambitionen aus der Balance zu kommen, wenn Breathing in einer fast ambient entschleunigten Klammern entschleunigt durchatmet und dazwischen zurückgelehnt rockt, Statue ruhig, jazzig und verträumt eingeleitet im sonnigen Alternative-Modus kurz, luftig und nebensächlich mit frühen Biffy-Vibes cruist und sich Sometimes im wechselweise melodischen Gesang (der die Hook unerbittlich leger phrasiert) vom Indierock und sogar den Foals angesprochen fühlt, sich dann aber für ein geduldig zurückgelehntes Schwelgen entscheidet. Hört man da etwa eine Band, die am Beginn ihres zweiten Lebens ein neues, zukünftiges Entwicklungsstadium anvisiert?

Im nach hinten blickenden Hier und Jetzt gerät In Waves aber vor allem in der relativ makellos die angestammten Tugenden abrufenden ersten Hälfte zu einem alle Erwartungshaltungen erfüllenden Schaulaufen, bei dem sich nicht nur die Single Are You There? längst wie ein hauseigener Instant-Klassiker anfühlt.
Life klackert und poltert mit genretreuer Rhythmik und math‘esk verzahnten Gitarren in kontemplativer Feierlichkeit, zelebriert die Rückkehr der Band gemütlich als Mantra („Life as we know it, just became more meaningful/ It gives me something“), das skandierend dängelnde Pacific Pearl legt die American Football-Verehrung sogar noch offenkundiger an. Während Caveat dringlicher mehr Drive, aber ebenso keinen Stress hat, ist Supersonic ist auf liebenswürdige Weise fetzender Punk-Pogo inmitten harmonischer Inseln und die Titelnummer schöpft die Bandbreite der Gruppe im vollen dynamischen Spektrum ab, ist aber dann wirklich überragend, wenn das Herzstück aber der Mitte unter der Wasseroberfläche treibend einen elegischen Postrock forciert.
Wegen Momente wie diesem ist es dann auch gar nicht so abwegig, dass sich In Waves trotz der einen oder anderen qualitativen Schwankungsbreite in der Wahrnehmung als bisher bestes Album der Band etablieren dürfte.

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