The Wooks – Flyin‘ High

von am 3. Mai 2022 in Album

The Wooks – Flyin‘ High

Feine Bluegrass-Klasse: Den grandiosen Genre-Jahrgang 2021 nehmen The Wooks als Steilvorlage, um mit dem Drittwerk Flyin‘ High ihr wohl bisher progressivstes und variabelstes Studioalbum vorzulegen.

Wo andere Bands mit wechselnden Besetzungen zu kämpfen haben, hat es sich spätestens jetzt als eine der Tugenden der Wooks etabliert, dass sich das Gefüge aus Kentucky rund um das einzige Gründungsmitglied, Gitarrist und Konstante CJ Cain, zu einem Personalkarussell erster Güte entwickelt hat: die diesmal mit Allen Cooke (am Dobro – der übrigens auch als einziger ohne Credit-Beitrag zum Songwriting oder den Gesangspassagen bleibt), George Guthrie (Banjo) und Johnny Calamari (Bass) aufwartende Konstellation klingt schon wie die Inkarnationen davor, also auch, als würde man schon Jahre zusammenspielen und sich blind verstehen – während die Rahmenbedingungen stets frisch und motiviert bleiben, und diesmal sogar dafür dafür sorgen, dass The Wooks sich weiter hinauswagen als bisher, (alleine stimmlich schon) abwechslungsreicher agieren als auf Little Circles (2016) und Glory Bound (2018).

Ihr traditionell geprägter, auch merklich vom Country und Americana beeinflusste Stil bleibt unaufgeregt und folkloristisch, optimistisch und latent euphorisch, die manchmal generischen Texte gerne ins abstrakte ziehend. Doch ein Abschied wie Other Side listet nicht umsonst Phish oder die Allman Brothers Band als Einflüsse auf, während die Band strukturell weite Wanderungen unternimmt. In What the Rocks Don’t Know machen sich The Wooks eine Acapella-Nummer von Willi Carlisle reichhaltig zu Eigen, ebenso wie das unterhaltsame Iron Ore Betty von John Prine, während flotte Stücke (wie Butler Hayes) sich ganz natürlich an wunderbar schwofende Sehnsüchte fügen (New Peace of Mind) und das eilig plingende Instrumental Madison Chimes dennoch das heimliche, charakteristischste Highlight der Platte darstellt.

Einige kleine Schönheitsfehler (der Lovesong Tennessee Girl hadert mit etwas zu plakativen Lyrics in der Auslage; der Refrain von Mudfish Momma will sich nicht restlos rund in den restlichen Kontext einfügen; die genialen Momente, zu denen Billy Strings, Belà Fleck oder Sturgill Simpson fähig sind, passieren auf Flyin‘ High einfach nicht) sind da durchaus vernachlässigbar.  Gerade auch, weil Little While eine unspektakulär tolle Platte auf bescheidene Art und Weise durchaus erhebend, sogar ein bisschen wahrhaftig und zeitlos beendet.
(Und dank aufgeklärter Fans auch keine Fragen offen lässt: „For those curious…. a wook is a hybrid of a train hopper kid and a hippy. You know those funny smelling dreadhead kids who wear tiedie and ask you for a cigarette or a pull off your bottle of whiskey, the ones who follow Leftover Salmon and Phish and might show up with a helmet with horns on it? That’s a wook.„)

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