Various Artists – Avengers Assemble
von Oliver am 24. April 2012 in Reviews, Soundtrack
Abseits Marc Silvestris Score sammelt das Zusammentreffen der ersten Marvelriege in Joss Whedons Blockbuster ‚The Avengers‚ auch die eine oder andere Chart-geprüfte Stadionmetalband. Im besten Fall konturlose Stangenware, im schlimmsten Dokument der Auferstehung von Soundgarden.
Zugegeben: ‚Live to Rise‚ ist bei weitem nicht der schlechteste Song auf dem Songsammelsurium ‚Avengers Assemble‚, er ist sogar einer der besten. Aber er ist eben auch der einzige, der das erste Lebenszeichen in Form eines neuen Songs der wiedervereinigten Soundgarden seit gut 15 Jahren darstellt und damit auch als Standortbestimmung herhalten muß. Dass ‚Live to Rise‚ unter dieser immensen Bürde zwangsläufig in die Knie gehen musste, war ungeachtet des mageren Outputs der einzelnen Bandmitglieder in den vergangenen Jahren – Matt Cameron als Unantastbarer in Pearl Jam Diensten natürlich außen vor – beinahe klar, da muss man gar nicht erst Chris Cornells Soloalben in die Waagschale werfen. Das letztendliche Ergebnis ist dann aber doch eine herbe Ernüchterung, sind Soundgarden doch plötzlich dort, wo man sie ungeachtet der bisherigen Sympathieempfindung noch nicht gesehen hat: in der vollkommenen Egalität. Soundgarden gehen in der Masse der restlichen Alternative Rock/Metal Garde auf ‚Avengers Assemble‚ nahezu unbemerkt unter, kein gutes Zeichen. Das handzahme Patchwork aus aggresiver Leadgitarre im Ansatz, einer weichgespülten Strophe (die so auch aus Cornells Solowerken abseits der Timbaland Exkursion kopiert worden hätte sein können) und dem lahmarschigen, als kläglichem Versuch Zähne zu zeigen versumpfenden Refrain funktioniert zu keiner Sekunde als ehrwürdiges Anknüpfen an alte Großtaten.
Bringt man diese ersten viereinhalb Minuten im Wachzustand hinter sich, bestehen beste Aussichten darauf, von den restlichen 14 üblichen Szene-Verdächtigen ebenfalls gut bedient zu werden.
Geboten wird ein Querschnitt durch die Alternative Top 40 und dem Bild, das amerikanische Charts von massenkompatibler Rockmusik mit grimmigem Rockpose, breitbeinigen Riffs und hunderten gröhlenden Kehlen im Stadiongraben absondern. Da fallen Rise Against mit ihrem leidenschaftlichen Punkrock nicht nur qualitativ aus der Reihe. Bush liefern mit ‚Into the Blue‚ einen mediokren Rocksong mit fettem Refrain, der besser ist als das Gros der letzten Studioplatte ‚The Sea of Memories‚. Mit Elektronik versuchen die wie immer melodramatisch überladenen Evanescence ‚A New Way to Bleed‚ spannend zu halten und gehen damit einen ähnlichen Weg wie Papa Roach, die den eingängigen Kajal für ‚Dirt and Roses‚ breitbeinig im Bollo-Industrial auftragen. Ein Händchen für eingängige Refrains und stupide Texte kann man den Protagonisten nicht wirklich absprechen, doch da ist es letztlich egal, ob nun Altbekannte wie Shinedown oder Theory of a Deadman als Interpreten gelistet sind, oder die junge Garde von Black Veil Brides bis PusherJones intonieren: Ein Song klingt wie der nächste, die ganze Bande wildert im bereits hundertmal wiedergekauten Oeuvre der letzten zwanzig Jahre Hardrock, Post Grunge und mundgerechtem Heavy Metal für die Heimfahrt von der Börse.
Stone Temple Pilots Pillenschmeißer Scott Weiland macht aus der Geldschaffelaktion „Bekannte Musiker spielen leidlich inspirierte Songs für den Blockbuster des Quartals“ dann auch gar kein Geheimnis und covert ohne Kaschierungsversuch ‚Interstate Love Song‚ und nennt das dann dreisterweise trotzdem ‚Breath‚. So schnell geht das. Ob das nun besser ist, als Songs von Faith No More (‚From out of Nowhere‚) und AC/DC (‚Shoot to Thrill‘) unter dem korrekten Banner verunstaltet zu hören, die Frage bleibt außen vor. ‚Avengers Assemble‚ ist weitestgehend blutleere Musik aus der Retorte, deren wenige Höhepunkte nicht über das Unverständnis hinweghelfen können, dass dafür nach wie vor ein Markt existiert.
Ein Markt, den Soundgarden mit dem folgenden Album ideal mitbedienen werden. Da lässt auch die technisch einwandfreie Leistung der Band, der makellose Ausbruch von Saitenmeister Kim Thayil am Ende von ‚Live to Rise‚ wenig Kurskorrekturhoffnung.
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