The Vintage Caravan – Voyage

von am 27. Januar 2014 in Album

The Vintage Caravan – Voyage

Mit ‚Voyage‚ legen die Isländer Jungspunde The Vintage Caravan ihr Debütalbum von 2012 via Nuclear Blast ein zweites Mal auf. Solide und über weite Strecken ziemlich straight.

Mit Retro Rock ist das so eine Sache. In seinen besten Momenten zelebriert er Helden vergangener Tage und hebt sie gewissermaßen auf eine neue Stufe. In seinen schlechtesten hängt er an althergebrachtem, ist wertkonservativ und in etwa so innovativ wie der x-te Aufguss einer Castingshow. The Vintage Caravan sind eindeutig der ersten Kategorie einzuordnen, zeigen immer wieder, dass das Genre tief in die Nostalgiekiste greifen kann, ohne angestaubt zu wirken. Und doch wird auf ‚Voyage‚ deutlich, wann die Retroschiene dorthin führt, wo der Pfeffer wächst.

Wobei: Allein der Umstand, dass eine isländische Band sich ausgerechnet nicht in Sphärenklängen verliert, sondern erst einmal die Stimmbänder ölt, ein paar ehrliche Riffs einpackt und nach Herzenslust und, trotz ihres jungen Alters, mit unüberhörbarer Rockpose drauflos knödelt, umgibt The Vintage Caravan mit einer guten Portion frischem Wind. Auch dem Cover von ‚Voyage‚ – zwei Esbären, die einen Zirkusplanwagen durch eins psychedelisch angehauchte Mondnacht ziehen – würde von jeder 08/15-Online Community einiges an Awesomeness attestiert. Es nimmt vorweg, was das Album ansich konsequent weiter führt: Hier hat man alles anderes als Angst vor dem ganz großen Gestus, ergeht sich im Habitus der Altvorderen, die ja auch schon alles andere als leise waren.

Klar, dass der Opener, ‚Craving‚, nicht lange fackelt und einem die Message geradezu sprichwörtlich in die Gehörgänge hämmert. ‚Let Me Be‚ führt das konsequent weiter, wenn auch mit einer Portion mehr Trotz, die den drei Herren aus Reykjavik ziemlich gut steht. ‚Do You Remember‚ schaltet dann gleich mehrere Gänge zurück – hier wird mehr als nur in Richtung Neuniziger-Alt-Rock-Balladenweltschmerz geschielt und wirkt in mehr als nur einem Moment wie ein Pearl Jam-Tribute, wenn es auch stimmlich nicht ganz für den öligen Gestus eines Eddie Vedder reicht. Textlich wie thematisch bleibt man simpel und beklagt eine Jugendliebe, die zur Fernbeziehung mutiert ist. Das ist einerseits eine angenehm teenagerhafte Antithese zum ansonsten vorherrschenden Rock-Bombast, klingt andererseits über weite Strecken aber auch ganz schön brav: „We talked about the future / How sweet it would be, you living closer to me„. Tja.

Mit ‚Expand Your Mind‚ und ‚M.A.R.S.W.A.T.T.‚ legen The Vintage Caravan wieder einen Zahn zu, aber erst ‚Cocaine Sally‚ bleibt wieder im Gedächtnis hängen. Hier geht es rotziger und etwas reduzierter zu, Óskar Logi Ágústssons Vocals bekommen mehr Raum zum Atmen. Das balladeske ‚Winterland‚ wirkt erst wie eine versponnenere Antithese zu seinem kleinen Bruder ‚Do You Remember‚, um sich dann dank einiger Tempowechsel in eine der Höhen des Albums zu schrauben. Der Titel von ‚Midnight Meditation‚ verspricht einigermaßen Großes, schwurbelt jedoch eher am Ziel vorbei. ‚The Kings Voyage‚ versucht mit guten zwölf Minuten epische Ausmaße anzunehmen und beginnt dementsprechend mit einer Mischung aus Soundteppich und Theaterdonner. „With shiny sords in their hands and war on their minds“ lässt man Krieger aus der Mittelalterkiste steigen und galloppiert Richtung Monduntergang. Hier wird am Ende aber doch noch deutlich, dass The Vintage Caravan eigentlich ziemlich große Geschichten erzählen können, wenn sie sich nicht zu sehr im Althergebrachten Verlieren.

Am Ende bleibt ‚Voyage‚ ein Album, dass seinem Namen in einigen wenigen Momenten gerecht wird, sich aber insgesamt ein oder zwei Mal zu oft in einem Genre verliert, dass es mittlerweile gewohnt ist, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Auch nach mehreren Rotationen will die Mehrheit der ansich sauber konstruierten Songs nicht so recht hängen bleiben, auch dank simpler Messages (‚Do You Remember‚, ‚Expand Your Mind‚), die man so schon mehr als ein Mal von vielen anderen gehört hat. Trotzdem bleibt ‚Voyage‚ ein Achtungserfolg einer jungen Band, die Potenzial für mehr als nur solidem Classic Rock hat.

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