We Are Scientists – Qualifying Miles

von am 12. September 2025 in Album

We Are Scientists – Qualifying Miles

In den empfundenen Fußstapfen von Brain Thrust Mastery haben We Are Scientist mit dem geradezu konzeptuell anmutenden Qualifying Miles ihr ziemlich sicher bestes Album seit With Love and Squalor aufgenommen.

Keine Veröffentlichung der Band von Keith Murray und Chris Cain (sowie dem seit mittlerweile auch schon 2013 engagierten Schlagzeuger Keith Carne) war schlecht – aber eben auch keine wirklich überzeugend. Zumindest scheiterte jede am offiziellen Debüt von 2005. Und keine konnte entlang der einen oder anderen herausragenden Nummer als Ganzes bestehen.
Fehlerfrei gelingt den Indie Rockern nun auch der neunte Langspieler keineswegs.

Beinahe alle Songs sind beispielsweise zu lange geraten und wiederholen ihre Parts latent langweilend – alleine wie der um ein betont runderes Gesamt-Erlebnis bemühte Opener A Prelude to What in der letzten seiner fast sechs Minuten Spielzeit eine auslaugende Runde an Redundanz hinten anpappt, ist symptomatisch. Die allgemeine Produktion hat außerdem nur bedingt Biss und neigt dazu gefällig dahinzuplätschern – weswegen beispielsweise Starry Eyed mit seinen The Smiths’schen Jangle-Gitarren einen hymnisch angelegten Indie Rock einleiten, der aber im Verlauf einen Tritt in den Allerwertesten oder zumindest straffer gedrehte Stellschrauben gebraucht hätte.
Und in Summe findet Qualifying Miles auch durch sein Sequencing und Pacing nicht auf den Punkt. Füllmaterial wie den soliden Standard The Big One hätte es etwa nicht unbedingt gebraucht – auch, weil der Song kein so cooles Gimmick wie I Already Hate This später mit seinem Saxofon zu bieten hat. Das ruhig und angenehm an Cold War Kids gemahnende A Lesson I Never Learned ist wiederum für sich genommen hingegen einnehmend, lässt (wie ein Epilog inmitten des Verlaufs) die Ausrichtung der Platte aber unausgegoren wirken, derweil der okaye Closer Promise Me nach rund 40 Minuten (und dem eigentlich netten Abspann At the Mall in My Dreams) ein wenig unnötigen Ballast darstellt, ohne wirklich wehzutun.

Also ja, man hätte aus dem Material von Qualifying Miles ein noch stärkeres Album destillieren können. Zumal derart klare Highlight wie No Wait At Five Leaves auf Megaplex diesmal fehlen.
Nichtsdestotrotz machen We Are Scientists einfach flächendeckend mehr richtig als sonst – die Substanz hat einfach ein tolles Niveau, es gibt keine richtigen Ausfälle – dafür aber viele schmissige Hooks und Melodien.
Eigentlich ganz so also, wie es die beiden rundum guten, unspektakulären Singles Please Don´t Say It und I Could Do So Much Worse es versprochen haben.
Dead Letters klatscht etwa absolut liebenswert wie eine sanft tänzelnde Travis-Hommage und das mäandernde The Same Mistake schwelgt schön atmosphärisch, derweil What You Want is Gone fein erhebend dezente Coldplay– und U2-Texturen anbietet. Da bleibt diesmal so vieles – und vor allem: praktisch alles positiv! – in den Gehörgängen hängen, dass man entlang der routiniert reizvollen Halbwertszeit keine Fanbrille braucht, um bei der abschließenden Bewertung so ungezwungen aufzurunden.

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