We Are Scientists – Megaplex

von am 13. April 2018 in Album

We Are Scientists – Megaplex

Für ihre längst am besten über die Nostalgieschiene funktionierenden Songs wird mittlerweile kaum noch jemand euphorisch die Tanzfläche stürmen – dafür fehlt We Are Scientists 2018 alleine schon an der nötigen zackigen Energie und dem mitreißenden Enthusiasmus. Keith Murray und Chris Cain nehmen es mit Humor und machen auf Megaplex trotzdem zuverlässig weiter.

Das muss man keineswegs per se schlecht finden. Immerhin waren alle vier Alben seit dem We Are Scientists-Majordebüt With Love and Squalor für zumindest den einen oder anderen charmanten Ohrwurm gut, zu dem sich unverbindlich schunkeln ließ. Auch wenn man Brain Thrust Mastery, Barbara, TV en Français und Helter Seltzer  gerade rückblickend konstatieren muss, dass praktisch nichts nachhaltiges von Ihnen geblieben ist.
Auch wenn das Duo aus Kalifornien eingängig-unterhaltsame Indierocksongs mit schnittigen Gitarren und (primär prägenden) funkelnden Synth einfach kann, ihnen die netten Melodien und beiläufigen Hooks wohl nie auszugehen scheinen,  ist der wohl größte Kniff der Band, dass man ihren Songs stets mit einem gewissen Zweckoptimismus begegnet: Eingangs überdeckt dieser noch ziemlich gelungen, dass die eklatante Schmissigkeit von einst längst nicht mehr so zwingend zündet und in einer latenten Gefälligkeit dümpelt.

Ein Muster, nach dem nun auch Megaplex funktioniert. Was auf den Erstkontakt also ein weiteres mal den Eindruck erweckt, es mit dem stärksten Material der Band seit ihren Heydays zu tun zu haben, krankt letztendlich an den großen und kleinen Schönheitsfehler zwischen den Zeilen – diesmal sind es vor allem der mangelte Druck, die fehlende Bissigkeit und kaum unmittelbare Intensität in der Performance, die auch die marginale Kurskorrektur zurück zum Synthwave nicht aufwiegt. Ein kraftvoll antreibender Schlagzeuger oder ein auf Konfrontationskurs gehender Produzent hätten hier wohl wahre Wunder wirken können.
Die Songs, die den Anschein erwecken, zumindest den kommenden Sommer überdauern zu können – oder wenigstens das Momentum am geschicktesten nützen und damit einen Platz in zukünftigen Best of-Sammlungen der Band anmelden – sind schnell ausgemacht.
Der mit synthetisch pumpenden (maschinellen) Drumbeat und flimmernden Keyboards in die Disco tänzelnde Opener One In One Out; die elegant durch die Vergangenheit treibende Ballade KIT („Thanks for the memories“ trifft Murray es textlich besser auf den Punkt, als die dezent-dramatische Geste der schöngeistig plätschernden Nummer es musikalisch tut); und vor allem natürlich der doch irgendwo packende Hit No Wait at Five Leaves als klares Highlight der Platte.

Der Rest? Die üblich solide Schnittmenge aus generischen Genre-Standards, vielversprechenden Ansätzen,  eingängig plätschernden Egalitäten, nonchalant-freundlich begleitender Nebensächlichkeit und gesichtlosem Füllmaterial, welches gerade hinten raus dafür sorgt, dass Megaplex über das liebenswert-blasse Properties of Perception mit luftigem Singalong in einer austauschbaren Aus-den-Ohren-aus-dem-Sinn-Beliebigkeit verabschiedet, nachdem das Songwriting davor phasenweise wie uninspirierte Pflichtübungen für durchaus enorm catchy Refrains wirken.
Der griffig schunkelnde Chorus des ansonsten blass bleibenden Notes in a Bottle, das hinten raus mangels einschlägiger Geistesblitze mit Streichern zugekleistert wird etwa. Auch der funky schnippende Refrain von Not Another World muss für sich alleine bestehen, während das drückenden Now or Never in seinen Strophen keinerlei Gewicht erzeugt. Durchaus frustrierend, wie We Are Scientists vor lauter Fokus auf starke Formatradiowiderhaken jede andere kompositionelle Facette links liegen lassen.

Markanter nach etwas mutigerer Eckigkeit strebende Szenen (wie die vorsichtig bratzende Gitarre im bestimmt nach vorne treibenden Your Light Has Changed oder die atmosphärisch Richtung Phoenix und Hot Chip schielenden Neonbeats des energiebefreit einschlafenden You Failed) sucht man im Fluss aus deswegen zu unverbindlich bleibenden Melodien schließlich meist vergeblich. An sich enorm potente Songs wie Heart is a Weapon scheitern so an ihrer eigenen Harmlosigkeit.
Auch deswegen tut das Duo niemandem gerade auf Albumlänge weh, schmälert damit jedoch ebenfalls nicht die grundlegende Sympathie, die man We Are Scientists auch über ein Jahrzehnt nach ihrer Sternstunde noch entgegenbringt. Es ist (im Zusammenspiel mit den eingangs erwähnten Tugenden der Band) auch diese nostalgische Verbundenheit, die mutmaßlich dafür sorgen wird, dass sich die Geschichte von Murray und Cain als okayer, aber unter ihrem eigentlichen Wert arbeitenden Indierock-Relikt unendlich fortsetzen wird – man wohl auch den Nachfolger von Megaplex wohlwollend empfangen und im Endeffekt ohne Enttäuschung zu den Akten legen wird. Aber eben: Das muss man keineswegs per se schlecht finden.

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