William Shatner – The Blues

von am 30. Oktober 2020 in Album

William Shatner – The Blues

Das Konzept erklärt sich nach Platten wie der Weltraum-Sehnsucht Seeking Major Tom oder Shatner Claus: The Christmas Album wohl von selbst: William Shatner covert auf The Blues entsprechende Songs von Legenden wie Led Zeppelin, B.B. King, Screamin‘ Jay Hawkins, Willie Dixon und anderen.

Es gibt also weiterhin einen Markt für diese unmittelbar nach dem versöhnlich aufgenommenen Comeback-Album Has Been noch als herrlich absurd scheinendes Skurrilitätenkabinett wahrgenommenen Veröffentlichungen, deren Witz nach dem wohl unvermeidlichen Weihnachtssoundtrack dann aber doch irgendwie auserzählt war.
Die Pointe an The Blues ist wie zuletzt bereits aber eine Gästeliste, die mit der Zunge schnalzen lässt: Kirk Fletcher, Brad Paisley, Sonny Landreth, Ritchie Blackmore, Ronnie Earl, Pat Travers, Harvey Mandel oder eben gar Canned Heat selbst tauchen da etwa auf, und veredelnd Standards, in denen einen zutiefst kompetente Band (Jürgen Engler, Chris Leitz, Adam Hamilton) alles tut, um ein bisschen Gefühl unter das schiefe, monoton die Vokale ziehende Sprech-Geschrei von Shatner zu legen.
Was in ruhigeren Nummern wie The Thrill is Gone oder dem unaufdringlich zurückhaltend geflüsterten Highlight Secrets of Sins (ironischerweise ein eigenes Poem, das nur mir mit Daniel Miller an der Gitarreauskommt ) auf der einen Seite, und heavier gegrölten Langsamkeiten wie dem beinahe primitiven Mannish Boy auch gelingt, in einem rumpelnden Spoken Word-Gruselkabinett wie I Put a Spell on You aber mit gezwungenem Lachen einfach so enervierend ist, wie in den flotten Nummern, die Shatner zurücklassen.

Ganz allgemein wirkt die qualitativ eklatanter als bisher vorgeführte Schere aus musikalischer Klasse (wenngleich ohne originäre Ansätze, aber eben so verdammt versiert) und gesanglicher Inkompetenz diesmal weitaus frustrierender als unterhaltend, weswegen es irgendwann dann doch ein bisschen egal scheint, ob die Gangart nun pfeffriger (Let’s Work Together) oder betont beschwingt (Route 66)  auftritt – wen sie nicht nonchalanter zurückgelehnt überzeugt: In Hell I‘ll be Good Company von Dead South, referenziert Shatner mit mehr Rhythmusgefühl  schon weit entfernt den Bariton von Leonard Cohen und verdeutlicht auch, dass es eine gute Idee gewesen wäre, sich generell an weniger legendären Originale zu verheben.
Weswegen man The Blues mit Captain Kirk, Denny Crane und Shatners Autobiographie schon ungehört abfeiern kann (oder zumindest zwischen den Wertungen liegen nach oben tendiert), sich aber gar nicht so insgeheim im Klaren sein sollte, dass diese Versionen wohl selbst mittelfristig trotz der absolut überzeugenden, bisweilen richtig tollen Musik nicht oft auf dem Plattenteller landen werden, weil eben: So viel Spaß wie nötig macht das selbst mit viel Wohlwollen nicht – oder wie Shatner (aus dem Kontext gerissen) selbst sagt: „A white guy from Montreal knows nothing of the blues.

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