Yellowcard – Better Days

von am 3. November 2025 in Album

Yellowcard – Better Days

Rund um das zwanzigjährige Jubiläum von Ocean Avenue haben sich Yellowcard für eine weitere (und diesmal langfristig angedachte) Reunion zusammengerauft, die mit Better Days nun auch beinahe ein wirklich überzeugendes Comeback-Album abgeworfen hätte.

Allerdings sind Sean Mackin, Ryan Key, Ryan Mendez und Josh Portman seit der vielversprechenden Childhood Eyes EP von 2023 (respektive der eher redundanten Hammock-Kooperation A Hopeful Sign) unterwegs leider Travis Barker begegnet und haben ihm nicht nur den traditionell vakanten Posten des Drummers für die Album-Aufnahmen angeboten, sondern fatalerweise auch gleich noch den Produktionstuhl.
Eine Vorgabe, die der elfte Yellowcard-Langspieler mit seinem grundlegenden Hang zum generischen Songwriting nicht stemmen kann – selbst wenn Better Days mit dem Titelsong und dem ebenso catchy abholenden Take What You Want nicht nur einen trotz allem ziemlich tollen Einstieg hinlegt, sondern generell niemals wirklich katastrophal in die Gülle greift, während eine übergeordnete 00er-Nostalgie auf breiter Basis greift.

Dass Barker sowohl das Schlagzeugspiel im Speziellen (mit seine altbekannten Wirbeln und Fillls unter dem wie immer arg übersättigend eingesetzten Flanger-Effekt) wie auch der Sound im Allgemeinen weit in das Hoheitsgebiet von Blink-182 rückt, bringt allerdings insofern ein gravierendes Problem mit sich, weil der 49 jährige in klangtechnischer Hinsicht weiterhin mitunter das schlechteste ist, was einer Platte passieren kann – hier aufgrund der bisweilen durchwachsenen Grundsubstanz eben noch deutlich als aktuell anderswo.
Der Emo Pop Punk von Better Days ist bis zur klinischen Sterilität überproduziert, ein katenlos poliertes und zum Plastik aufgeblasenes Produkt. Komprimiert und korrigiert bis zur puren Austauschbarkeit (man höre alleine die gebügelten Vocals von Matt Skiba in Love Letters Lost für ein veritables Schockerlebnis), ohne Biss (gerade das galoppierende Honestly I müsste vor Energie bersten, erzeugt aber höchstens eine aggressive Harmlosigkeit), wiewohl einem Faible für die gefällige Mainstream-Massenware (You Broke Me Too schunkelt mit Avril Lavigne gediegen in das Rock-Formatradio und wird neben etwaigen Streicher-Pathos auch noch mit einer zaghaften Stadion-Banalität zugekleistert).

Während Versuche wie der elektronisch unterspült Synth Pop von City of Angels in diesem Ambiente durchaus Sinn machen (aber nur bedingt funktionieren), wird das nett-unbeschwerte Bedroom Posters so bestenfalls zum lockeren Standard (dessen inhaltlicher Vorschlaghammer als potentieller American Pie-Abgesang an die eigene Jugend überraschenden Charme zeigt), das schmissige Skin Scraped (mit stimmlicher Nähe zu Andy Hull) zu reizlos eingefangen und die bemühte Hymne Barely Alive nicht mehr als ein solider Baukasten, bevor Big Blue Eyes den (in sein Potential durch den Sound verschenkende) Reigen nach einer angenehm kompakten Spielzeit von gerade einmal 31 Minuten zurückgekommen, und gerade nach Childhood Eyes relativ ambitionsfrei abrundet.
Die bei diesem Neustart vor zwei Jahren geweckte Zuversicht für die Zukunft der Band geht übrigens dennoch nicht verloren. Um wieder bessere Tage erleben zu können, sollte es für Yellowcard genügen, die Nummer von Neal Avron wieder herauszusuchen. Oder noch besser – die von Travis Barker zu entsorgen.

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