Andy Burrows – Company

von am 30. Oktober 2012 in Album

Andy Burrows – Company

Kein Wunder, dass der umtriebige Andy Burrows zuletzt mit dem schwermütigen Editors-Sänger Tom Smith in perfekter Symbiose für Furore sorgte: auf ‚Company‚ trägt der Engländer auch im Alleingang alle Last der Welt auf den schmalen Schultern, hat dabei aber das Licht am Ende des Tunnels stets hoffnungsvoll im Blick.

Es naht die Zeit, in der Andy Burrows zwangsläufig wieder in Heavy-Rotation aus den Boxen getröpfelt wäre. Nicht wegen des zackigen Indierocks, den er als Schlagzeuger der in Vergessenheit geratenen We Are Scientists fabriziert oder der Verbrechen, die er mit Razorlight zustande brachte – sondern wegen ‚Funny Looking Angels‚, dem sicherlich besten Weihnachtsalbum der letzten Jahre, welches pünktlich zum Beginn der dunkler werdenden Tage wieder seine Vormachtstellung zum Soundtrack der besinnlichen Zeit reklamiert. Dort war Burrows zwar gleichgestellter Co-Schöpfer, aber dennoch im Schatten des mächtigen Editors-Bariton Tom Smith. Natürlich irgendwo – aber auch zu Unrecht. Ohne ablenkende ‚Company‚ führt Burrows zweites Soloalbum nun aber noch einmal vor, was man schon damals eigentlich nicht überhören konnte: der Mann hat ein Händchen für groß gedachte aber zwart funktionierende Pop-Rocksongs und straft damit all jene, welche Songwriter-Ambitionen bei Schlagzeugern grundsätzlich belächeln.

Dem Vorurteil stemmt sich Burrows mit breit instrumentierten, von der Akustikgitarre über perlende Klaviere bis zur ausladenden Streicherpassagen, aber dabei immer feingeistig und unspektakulär arrangierten Songs entgegen, die sich ihre Harmoniesehligkeit ganz deutlich beim großen Beatles-Fundus abgeschaut haben, in ihrer Schieflage samt stetig melancholischer Unbeschwertheit jedoch klar an den konkret verträumt Popmomenten des Badly Drawn Boy Damon Gough geschult wurden. Die sehnsüchtige Unscheinbarkeit spielt der insgeheimen Hitdichte hier nur zusätzlich in die Karten: vor fröhlich polternden Orgelklangen findet das E-Gitarrensolo in ‚Keep On Moving On‚ also eher beiläufig statt, dass das verschleppt wankende ‚Because I Know That I Can‚ sein Banjo bis zum Chor trägt, muss erst einmal auffallen. ‚Maybe You‚ schippert wie ein Schaufelraddampfer zur zärtlichen Ballade gen New Orleans, die Ode an die eigene ‚Hometown‚ zeigt ganz konkret: alles hier darf hymnisch und feierlich sein, nie aber wirklich ausgelassen oder gar pompös, die Opulenz findet lieber im stillen Pomp des prachtvollen, vertrauten  Songwritings statt.

If I Had a Heart“ [hier im runderneuertem Gewand] ist deswegen eine unsinnige Hypothese, da in ‚Company‚ soviel Herzblut steckt, dass es beinahe schon kitschig ist – aber eben nie wird. Dabei überspannen sentimentale Tränendrüsendrucker wie das spartanische ‚Somebody Calls Your Name‚ eigentlich den Bogen, treffen letztendlich aber doch nur punktgenau. Dass ‚Stars‚ nicht wirklich zündet und Burrows sich ohnedies oftmals droht in eine wohlige Harmlosigkeit zu verlieren: vollkommen egal, denn schön anzuhören ist es trotzdem, wie der Engländer einen Song über Gebühr im Refrain strapaziert. Das passiert hier des Öfteren, dafür rumpelt ein ‚Shaking The Colour‚ aber gleich umso motivierter in die Gehörgänge und will dort gar nicht mehr fort. Das ist in Summe alles so versiert, stringent und handwerklich perfekt umgesetzt, dass man die Phrase vom ambitionierten Schlagzeuger auf Soloausflügen gar nicht erst strapazieren will: Burrows ist eher der Musiker vom Schlag überdurchschnittlich talentierter Singer-Songwriter – der eben zufällig hinter so manchem Schlagzeug sitzt. Und mit ‚Company‚ ohnedies endgültig aus der zweiten Reihe getreten sein sollte.

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