Ariana Grande, Miley Cyrus & Lana Del Rey – Don’t Call Me Angel

von am 15. September 2019 in Single

Ariana Grande, Miley Cyrus & Lana Del Rey – Don’t Call Me Angel

Ist Don’t Call Me Angel ein Sinnbild für die charakterlose Austauschbarkeit und billige Banalität, die am Reißbrett designter Zeitgeist-Pop entwickeln kann? Das vermeintliche Gipfeltreffen von Ariana Grande, Miley Cyrus und Lana Del Rey für den Soundtrack von Charlie’s Reboot-Angels entpuppt sich jedenfalls weitestgehend als veritabler Totalausfall.

Dabei wären die Grundvoraussetzungen an sich durchaus gegeben, die drei versammelten Business-Größen heißen aktuell ja das Momentum auf ihrer Seite Wilkommen: Grande hat mit Thank U, Next erst unlängst ein sehr okayes Studioalbum mit potenten Singles vorgelegt; Cyrus eine medienwirksame Trennung hinter sich und mit Slide Away als Vorboten das passende Album dazu in der Hinterhand; und Lana Del Rey spielt auf Norman Fucking Rockwell ohnedies in der Form ihres Lebens.
Selbst der entschleunigte, leider nur wenige Sekunden dauernde Part der ikonischen Kunstfigur für die Bridge der Nummer kann Don’t Call Me Angel jedoch retten. Als Fremdkörper ist die Passage zwar nichtsdestotrotz das Highlight in einen potentiell schwachen Grande-Solostück auf merkwürdig überdrehten B-Seiten-Niveau, das seine immer wieder repetierte Hook nach dem zweiten Durchgang recht hartnäckig festsetzt, spätestens beim dritten jedoch auch bereits hemmungslos übersättigt, bevor langfristig außer der titelgebenden Zeile nichts hängen bleibt.

Im Wissen um das Mitwirken von Del Rey ist zudem die Vorhersehbarkeit symptomatisch, wie die betont hibbelige, nervtötend-hektisch inszenierte Nummer nach den Auftritten von Grande (sehr solide, ein charakteristisch erkennbares Heimspiel) und Cyrus (bestenfalls unnötig) ins ätherisch-elegische ausbremsen würde, um der Stimme der hier so deplatziert und nur leidlich motiviert wirkenden Wahl-Kalifornierin überhaupt Raum zu geben.
Dennoch verleiht der mutmaßlich wie aus den Sessions zu Lust for Life übriggebliebene Teil Don’t Call Me Angel einen Funken Würde, wo drumherum eben eine unausgegoren nach vorne getriebene Melange aus spritzig-bouncendem Trap-Elektropop und Contemporary R&B auf Speed zu erzwungen nach formelhaftem Baukastenprinzip an marktwirtschaftlichem Algorythmen konstruiert wurde.
Prahlerisch überproduziert und pseudo-rebellisch ist das, der bimmelde Stress steht Pate für die Schnelllebigkeit und kaum vorhandene Halbwertszeit, die banalen Texte reflektieren die überschaubare Substanz bei schwindelerregender Effekthascherei. Drei Musikerinnen scheinen hier stets eine zuviel, der wohl dennoch effektive Formatradiosongs hätte produktionstechnisch sowieso gehörig aufgeräumt gehört, eine tragfähige Melodie neben der penetranten Hook-Sucht wäre auch fein gewesen.

Das bizarrste an dem Zusammentreffen ist dennoch das dazugehörige Video. Da sieht man weder technisch sauberes, noch regelkonformes Boxen; als Engel (knapp) verkleidete Damen, die nicht Engel genannt werden wollen; eine alles mögliche ableckende Miley Cyrus; und Fechtübungen in einem Speisesaal, in dem offenbar ein Gewitter wütet, während Trauben und Nudeln gefressen werden.
Irgendwo passend für diesen Clusterfuck von einer aufdringlichen WTF-Single, die ihr Potential (und Lanas an sich fantastischen 2019er Lauf von [sehr] guten Non-Album-Songs wie Looking for America oder Season of the Witch) mal eben die Toilette hinuterspült, die (ohnedies arg überschaubare) Vorfreude auf den Film-Reboot von Elizabeth Banks weiter dezimiert und mit Feel Good Time und vor allem Independent Woman im Rückspiegel einem kleinen Desaster zum Fremdschämen gleichkommt.

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