Behemoth – The Shit Ov God

von am 10. Juni 2025 in Album

Behemoth – The Shit Ov God

Die beiden Vorgängeralben haben wenig zuversichtlich entlassen und selbst Zweckoptimisten müssen zugeben: Alleine schon durch die Titelwahl tun Behemoth mit The Shit ov God vordergründig augenscheinlich alles, um endgültig zur Selbstparodie werden zu können.

Doch es folgt eine Überraschung über den (zugegeben niedrigen) Erwartungshaltungen. Abseits des mit überkandidelter kitschiger Geste hantierenden Titelsongs (als demonstrativ plumpen Vorboten) braucht es nämlich gar nicht den Verweis auf Diamanda Galas, um festzustellen, dass Nergal inmitten der ein bisschen Fremdscham erzwingenden, so eindimensional billigen und (gerade angesichts etwaiger Mitbewerber eher) pseudoprovokanten Ketzer-Klischees strotzenden Texte dann doch ein mehr als nur solides Behemoth-Werk gelungen ist, das die Perspektiven nach dem (rückblickend an dieser Stelle zu wohlwollend betrachteten) relativen Offenbarungseid I Loved You at Your Darkest endgültig wieder gerade rückt.
Die Riffs sitzen in der betont fetten Produktion deutlich besser als zuletzt, die Energie ist giftiger und hungrig, purer und schnörkeliger als auf Opvs contra natvram, die aggressiven Strukturen wieder zwingender und das Songwriting unmittelbar packend, auch wenn die Halbwertszeit am blasphemischen Reißbrett  zugegebenermaßen weder inhaltlich noch ästhetisch sonderlich spannend oder reizvoll ist.

Dem gegenüber steht nämlicg die keine Experimente zulassende Kompaktheit von 38 Minuten Spielzeit, die dem diesmal auf allzu elaborierte Manierismen verzichtenden Black- und Death Metal entgegenkommt, wodurch die Essenz schon insofern geradezu versöhnlich anmutet, dass sie den seit The Satanist gewählten opulenten Hang zum Mainstream würdiger, ja regelrecht geschmackvoller aufkocht, als jede andere Veröffentlichung der Band seit 2014: das auch im Kontext zu lange, langweilende Titelstück stellt letztlich den einzigen Ausfall des dreizehnten Studioalbums der Polen dar.
Schließlich zeigt gleich The Shadow Elite, wie simpel gestrickte, mitgröhlbare Refrains das Midtempo mit ein bisschen Disso-Flair pflegen dürfen, oder Sowing Salt, wie Raserei und Theatralik mit einem netten Solo als Kirsche energisch zusammenfinden. Lvciferaeon fetzt ziemlich furios um seine hinten raus zu repetitive, triviale Hook und auch To Drown the Svn in Wine behält seine Trittsicherheit in der dramatischen Geste. Nomen Barbarvm ist weitaus besser als sein „Abra Kadabra“-Einstieg befürchten lässt, schwingt sich die peitschende Hetze doch bis an sinfonische Grenzen auf, ohne dort – durchaus sympathisch! – über die Grenzen zu schlagen. Stattdessen zelebriert das Quartett einen thrashigen Galopp, bevor das beschwörende O Venvs, Come! und das martialische Avgvr (The Dread Vvltvre) starke Standards darstellen, die alles typisch, aber auch ohne Begeisterung kaum etwas falsch machen.
Ja, das kennt man so alles schon wesentlich besser von Behemoth – aber eben auch merklich schwächer. Der Autopilot abseits der allzu aufdringlichen Anbiederung steht der Band!

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