Blackbraid – Blackbraid III

von am 22. August 2025 in Album

Blackbraid  – Blackbraid III

Jon „Sgah’gahsowáh“ Krieger ist mittlerweile auch im Bewusstsein der New York Times-Leserschaft angekommen. Insofern tut er gut daran, den fantastischen Vorgänger mit den noch konsentauglicher rockenden Blackbraid III konsequent fortzusetzen.

Allerdings ist das einer der Gründe, warum sein Projekt im dritten Durchgang enttäuscht und vor allem nicht mit dem hauseigenen Maßstab aus dem Jahr 2023 mithalten kann. Denn wo Wardrums at Dawn on the Day of my Death (das als Paradestück den infernal rasenden, skandinavisch geprägten Atmospheric Black Metal von Blackbraid mit weiten Melodiebögen, aggressiven Riffs und sauberst ausproduzierten Blasts sowie greinend beschwörenden Keifen episch, energiegeladen und kraftvoll zu einem fetzenden Solo treibt) und And He Became the Burning Stars… als Highlights das Niveau von Blackbraid II halten können, ist die Grenze zu Standards wie dem Füller Tears of the Dawn diesmal dennoch ernüchternd verschwindend ausgefallen.
Songwriting, Performance und Sound sitzen zwar da wie dort toll, doch greift der Vorwurf der generischen Austauschbarkeit voller (selbst)referentieller Déjà-vu in der risikofreien Komfortzone zu einfach. Man kennt den MO mittlerweile – nur eben noch packender.

Als Indikator dafür spricht alleine schon der Umstand, das Krieger einmal mehr A Fine Day to Die gecovert hat – den Bathory-Song diesmal aber hinter intimen Intro, funkelndem Gniedeln, bierseligem Schunkeln und bretternder Hymnik unter dem Titel The Dying Breath of a Sacred Stag als eigene Nummer ausgibt. Währenddessen lässt die solide, aber auch redundante und als Closer antiklimatisch funktionierende Lord Belial-Interpretation Fleshbound die Platte ihr ideales Ende verpassen.
Und auch wenn God of Black Blood träger angelegt für sich genommen weniger Eindruck schindet, als die frenetischer angelegten Stücke, hätte es doch mehr Nummern wie diese gebraucht: Hier bringt Krieger Blackbraid das indigene Kolorit absolut homogen bei, fächert die Bandbreite mystisch auf, hinten raus fast delirant taumelnd.

Abseits davon variiert er die Dynamik von Blackbraid III jedoch zu holzschnittartig.
Praktisch jede klassische Black Metal Nummer wird nun – viel zu vorhersehbar und ermüdend im ständig abwechselnden Schritt – von einem instrumentalen Interlude begleitet, das als Dark Folk mit der schrammenden Acoustic-Gitarre auf der Veranda sitzend den Grillen beim Zirpen und dem Regen beim Fallen zuhört oder schamanenhaft flötierend sinniert. Das ist natürlich sehr stimmungsvoll, bremst den Albumfluss aber (am deutlichsten im Orion‚esken Traversing the Forest of Eternal Dusk) auch enervierend aus, anstatt für einen durchatmende Balance im Verlauf zu sorgen – zumal die archaischen Zwischenstücke für sich genommen viel zu repetitiv und ausführlich ausgefallen sind, ihren Reiz bald verlierend.
Dass Krieger keine Risiken beim Aufkochen der Formel eingeht, ist insofern nur ein kleiner Teil des Problems: Mit einem etwas kompakter gehaltenen, weniger auf Schienen gesetzten Verlauf hätte der an den Stellschrauben zugänglicher angelegte Blackbraid-Baukasten allerdings eben einfach noch unterhaltsamer und zuverlässiger gezündet.

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