Heavy Rotation
Wo sein alter Spezi Kurt Vile letztes Jahr mit 'Waking on a Pretty Daze' ordentlich vorgelegt hat setzt The War on Drugs Mastermind Adam Granduciel sogar noch einen drauf: das im Gesamten beste Album seiner Band bisher ist ein Bob Dylan meets Bruce Springsteen-Traum sondergleichen.
The end game, the final unit. 'Longhena' ist nicht nur der Schwanengesang für die Ausnahme-Allstar-Kombo GridLink, das alles niederkloppende Meisterwerk zum Abschied: es ist der erreichte Zenit, nach dem Takafumi Matsubara nichts mehr vom Grind wissen will und Jon Chang für sich sogar nur den vollständigen Rücktritt aus dem Musikgeschäft sieht.
"Das ist mehr Albtraum als Traum" und natürlich keine Platte voller Jux und Schabernack. Aber muss man Die Nerven angesichts der geradezu obszönen irritierenden Titelwahl auch tatsächlich gleich als hemmungslose Zyniker betrachten?
Klar waren da die 'Mitleid Lady' und das via Mike Patton ausgesprochene 'Beileid', trotzdem ist das letzte richtige Studioalbum 'Dolores' auch schon wieder beinahe ein unendlich scheinendes, langes halbes Jahrzehnt Warten her. Aber stressen sollen sich Andere lassen, erteilt doch auch das richtungsweise betitelte 'Piano Nights' die wohlbekannte Lektion: Zeit ist bei Bohren & der Club Of Gore ein äußerst dehnbarer Begriff.
'This Is Our Punk-Rock...' war als Titel bereits vergeben, hätte aber ohnedies zu kurz gegriffen. Auf ihrem siebenten Studioalbum versammelt das Kollektiv um Godspeed You! Black Emperor-Vorstand Efrim Menuck einen Malstrom aus wüsten Punksongs in Postrockweiten samt heavy Metalexplosionen, scharfkantigen Gitarrenkonstrukten und brodelnden Violinenstacheln, fiebrigen Droneaufbauten und wilden Noiseabfahrten: strahlende Folkrockdiamanten und übermächtige Hymnen sind das. 'Fuck Off Get Free We Pour Light On Everything', wahrhaftig!
40 Minuten Oldschool-Post-Hardcore-Songs bei 80 Minuten Gesamtspielzeit: Self Defense Family sind keine gewöhnliche Band - und das heiß erwartete 'Try Me' nach unzähligen (Split)Singles und EP-Vorboten natürlich auch kein herkömmliches Debütalbum. Auch ungeachtet der Tatsache, dass es mit einem kleinen Perspektivenwechsel schon der vierte Langspieler der im steten Wandel befindlichen Kollektives um Ausnahmevorstand (, Sänger und "personality") Patrick Kindlon ist. Wen das schon verwirrt, den könnte das aus der Zeit gefallene 'Try Me' nun endgültig aus dem Konzept bringen.
Der Nachschlag zu dem an dieser Stelle unter Wert verkauften 'Push the Sky Away': Nick Cave und seine Bad Seeds protzen auch live nicht mehr mit überschüssigen Testosteron, sondern pflegen zurückgenommen die feine Klinge.
Jetzt aber der endgültige Beweis: Future of The Left haben unter dem Banner ihres vierten Studioalbums einfach nicht das qualitative Maximum dessen gebündelt, was an Material rund um die Crowdfunding Sessions entstanden ist.
Wer sich angesichts der (mit durchaus befremdlich wirkendem Spex/Porno-Look ausgestatteten) Vorabveröffentlichungen Sorgen machte, dass die derzeit wahrscheinlich beste Postpunkband Deutschlands sich selbst die Latte zu hoch gelegt haben könnte, dem gibt 'Die Unsichtbaren' nun nicht nur Entwarnung: Messer haben im Vorfeld tiefgestapelt.
Der längsten Pause zwischen zwei Veröffentlichung lassen Celeste das erste Doppelalbum ihrer Karriere folgen. Wo andere Bands dabei wahrscheinlich die Möglichkeit ergriffen hätten ihr Songwriting in aller Vielfalt aufzubrechen gehen die Franzosen darauf genau den entgegengesetzten Weg.