Heavy Rotation
Kann man beanstanden: Wind und Farben bewegen sich auf ihrem Debütalbum 'Das Entzünden einer Kerze ist das Ende eines Wals' sehr nah an ihren zahlreichen Vorbildern. Muss man aber nicht: das blutjungen Trio aus Schleswig-Holsteins schaut sich nämlich die richtigen Dinge bei den richtigen Idolen ab.
Mit den kleinen und größeren Hits auf 'Smoke Ring for My Halo' hat sich der Slacker aus Philadelphia zahlreiche neue Fans ins Boot geholt. Zwei Jahre später könnte es dem ehemaligen The War on Drugs-Gitarrist offenbar nicht egaler sein, ob diese auch weiterhin an Bord bleiben. 'Wakin on a Pretty Daze' treibt hemmungslos ausufernd um die Person Kurt Vile mit Songs, die sich durchschnittlich 7 Minuten lang Zeit lassen.
Das gesteigertes Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit und die damit verbundenen immensen Erwartungshaltungen spielen auf 'Totale Nite' keine Rolle: nach ihrer formvollendeten musikalischen Neuerfindung mittels 'Children of Desire' ziehen die Eigenbrödler hinter Merchandise ihr Ding auf 'Total Nite' weiterhin konsequent durch.
Kvelertak sagen über den Nachfolger des Metalfeuerwerks 'Kvelertak': "Die Songs sind größer. Die harten Songs sind härter, die poppigen poppiger - und so weiter." Stimmt tatsächlich. Auch richtig: das zweite Album pragmatisch danach zu benennen, was serviert wird: 'Meir', also mehr.
Tropicaler Math. Dubstepstürme. Discobässe. Vertracktes Gitarrengefrickel. Karibische Partystimmung. Hymnische Chor-Berge und rasante Metal-Abfahrten. Die vier Iren von And So I watch You From Afar machen in aller Radikalität auf ihrem dritten Album endgültig was sie wollen. Die genannten Dinge sogar schon alleine in den ersten sechs Minuten der Platte.
Nicht nur vernetzte Mittzwanziger rund um den Globus sind sich einig: 'm b v' ist ein Geniestreich, schließt unmittelbar an das die Musikwelt umkrempelnde 'Loveless' von vor 22 Jahren an, erfüllt alle Erwartungen. Aber irgendwie gilt's dann doch nicht, denn eigentlich ist das ja alles Schnee von Gestern, und klingt auch so, und andere machen das mittlerweile sowieso besser. Ja, wie denn nun?
Mit seiner prominent besetzten Supergroup Atoms For Peace im Rücken setzt Thom Yorke dort an, wo er mit seinem Solodebüt 'The Eraser' vor knapp sieben Jahren endgültig aus dem Schatten von Radiohead gewachsen ist: das Gefüge hinter 'Amok' vertieft den angestammten Laptop-Pop des Ausnahmesängers, macht das heiß erwartete Debütalbum aber auch zu mehr als nur dessen ideal-ausformulierter Fortsetzung.
Dass das 15. Studiowerk seiner altehrwürdigen Institution klingen würde wie kein je zuvor von ihm aufgenommenes Album versprach Nick Cave im Vorfeld von 'Push the Sky Away'. Nun weiß man: keine leere Floskel, sondern ein Versprechen. Die Bad Seeds denken 30 Jahre nach ihrer Gründung an Ruhe aber nicht den Ruhestand.
Aus dem Irrenhaus von 'Eternal Kingdom' und 'Eviga Riket' heraus denkt das schwedische Kollektiv Cult of Luna seinen monströsen Postmetal zurück in Fritz Lang's Metropolis. Die kühle Zukunftsutopie von 1927 spiegelt sich in einer markanten klanglichen und strukturellen Gewichtsverlagerung auf 'Vertikal' wider.
Da bleckt die gesamte Gefolgschaft der Letztendlich-Doch-Nicht-Bewegung "The Wave" zurecht lüsternd die Zähne: Dass beim Zusammentreffen von Pianos Become the Teeth und Touchè Amorè nichts schiefgehen konnte, war bei einem potentiell feuchten Traum für jeden Anhänger emotionalen Screamo-Hardcores eigentlich von vornherein klar. Dass diese knapp 10 Minuten aber derart berauschend geraten würden, überrumpelt dann doch gehörig.