Cloud Nothings – Here and Nowhere Else

von am 28. März 2014 in Album

Cloud Nothings – Here and Nowhere Else

So klingen Cloud Nothings also, wenn Dylan Baldi angeblich glücklicher und zufriedener ist: noch rasanter, rotziger und punkiger als auf dem kurskorrigierenden Vorgänger ‚Attack on Memory‚. Über den Kalorienverbrauch den der Bandkopf seinen Mannen dabei abverlangt kann nur wild spekuliert werden.

Alleine die Schweißmassen die der Purzelbaumschlagende Jayson Gerycz hinter seinem Drumkit im atemberaubend intensiven Finale von ‚Psychic Trauma‚ absondern muss, reichen anderen Bands wohl als Workoutbeweis für komplette Alben. Ansonsten bringt der beste Song von ‚Here and Nowhere Else‚ die Tugenden der bei ihrem Initialzündenden Vorgänger weitermachenden Cloud Nothings im Jahr 2014 in schwindelerregender Perfektion auf den Punkt: die installierte Grunge-Ruppigkeit von ‚Attack on Memory‚ wird immer wieder mit der melodiösen Indiepoppigkeit von ‚Cloud Nothings‚ gekoppelt, die Noise-Zügel aber dabei eklatant enger gezogen und in den ungeschliffenen, schmutzigeren Sound von John Congleton gebettet. Den Kniff mit dem immer neuen Antauchen und dem Aufsetzen zusätzlicher Sahnehäubchen im Abgang (‚Giving Into Seeing‚ packt etwa einfach einen zweiten Chorus aus) beherrschen Cloud Nothings dazu längst aus dem Effeff, ihre Melodien klatschen sie dabei unwiderstehlich ungestüm gegen den Strich gebürstet in die Gehörgänge.

Here and Nowhere Else‚ ist deswegen gleichzeitig die eingängigste und ungestümste Platte von Dylan Baldi geworden. Spätestens ab dem Moment wenn ‚Psychic Trauma‚ unvermittelt auf das Gaspedal tritt und sich im Rausch einen Wolf spielt, ist außerdem klar: diese Band weiß mittlerweile wie sie ihre Spielwut derart mitreißend bündeln muss, dass der Effekt von ‚Wasted Days‚ (die erschöpfende Explosion der energischen Impulsivität) sich auch auf unter 3 Minuten komprimieren lässt – zudem nur noch mit einer Gitarre: der Abgang von Joe Boyer hat Cloud Nothings zum Trio schrumpfen lassen.
Was weder an der Qualität, noch an der bekannten Quantität etwas geändert hat. Um ihren herausragenden Killertrack schießen die drei Clevelander noch 7 weitere kaum weniger mitreißende und drängelnde Ohrwürmern aus der Hüfte, allesamt unmittelbar zündend und trotz des über siebeneinhalb Minuten in schillernde Synthie-Psychedelik ausfransenden ‚Pattern Walks‚ auch grundsätzlich nochmal eine Ecke kompakter als zuletzt, hängen infektiöse Melodien an smarte Riffs und rumpelnde Hooklines, und selbst wenn Baldi  immer wieder aus seinem nölenden Sturm-und-Drang-Gesang in regelrecht aggressives Brüllen umkippt hält ‚Here and Nowhere Else‚ letztendlich nicht damit hinterm Berg wie das mit der guten Laune gemeint ist: Cloud Nothings kredenzen eine juvenile Hitschleuder die mit ihrem enorm temporeichen Energielevel gar nicht anders kann als Endorphine auszuschütten und jeden Ansatz von Trägheit im Keim zu ersticken.

Der geradezu versöhnliche Abschluss einer so immens körperlich geführten Platte mit dem dreckig-hymnischen Noisepop von ‚I’m Not Part Of Me‚ bleibt allerdings bloß teilexemplarisch. „I’m not telling you/ All I’m going throught/ I feel fine“ heißt es im giftigen Singalong, und nur weil ‚Here and Nowhere Else‚ weniger immanent Baldi’s angepisste Teenage Angst artikuliert als ‚Attack on Memory‘ muss hier ja dennoch nicht alles nach Friede, Freude oder Eierkuchen klingen. „You don’t really seem to care/ And I don’t even talk about it“ offenbart ‚No Thoughts‚ und während Baldi seine Wut also zu verschließen versucht, lässt er seine Truppe ausgelassener wüten denn je – und fährt ausgesprochen gut damit: ‚Here and Nowhere Else‚ ist das bisher ausgefeilteste Werk einer Band die furiose Konstanz einem weiteren Überraschungseffekt vorzieht, weil sie mittlerweile weiß wozu sie fähig ist und eben auch vollends unabhängig vom etwaigen Gemütszustand ihres Frontmannes eine dreckiger und ansteckender kleiner Freudentanz der sich nahtlos auf den Hörer überträgt. Was den Kalorienverbrauch angeht kann deswegen auf beiden Seiten nur gemutmaßt werden, wenn die Luftinstrumente erst einmal ausgepackt sind.

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