Coheed and Cambria – Vaxis – Act III: The Father of Make Believe

von am 23. Juli 2025 in Album

Coheed and Cambria – Vaxis – Act III: The Father of Make Believe

Blind Side Sonny hat umsonst Sorgen bereitet: Coheed and Cambria halten mit The Father of Make Believe das starke Niveau des Axis-Zyklus, das Teil 1 und 2 der Serie installiert haben. Mindestens.

Dass sich die Dinge im Mittelstück der Pentalogie hinsichtlich ihrer grundlegend so griffigen Auslegung zuspitzen, zelebriert Claudio Sanchez spätestens dann überdeutlich, wenn er die Melodie des progressiven Key Entity Extraction I: Domino the Destitute adaptiert, um daraus die hymnenhafte Arena-Aufforderungen Tethered Together zu destillieren – und drumherum auch gleich die obligatorisch abschließenden Suite der Platte (das vierteilige The Continuum) zu einer kompakten Abfolge von vier Einzelsongs anlegt, das sich zwar etwas progressiver strukturiert schlängelt, mit catchy Hooks aber auch keinen Hehl aus dem schmissig orientierten, sehr zugänglich angelegten Charakter macht, den Coheed & Cambria auf Axis verfolgen.

Zwar ist dies alles auch gleichbedeutend mit dem Umstand, dass die restliche Verankerung im  großen Ganze dabei etwas weniger rund gelingt – gerade die restlichen Afterman-Verweise vor Yesterday’s Lost (einem intim zurückgenommen klampfenden Einstieg, der mit zurückhaltend-heroischen Bläser erwacht) beziehungsweise hinter So It Goes (einer poppigen Leichtigkeit, die sich beatlesk vor My Chemical Romance verneigt) wirken wie eine willkürlich um die Platte gepappte Klammer – was Sanchez aber auch damit rechtfertigt, dass The Father of Make Believe primärein persönlicheres Werk sei, bei dem das Konzept nur eine zurückgereihte Rolle spielt.
Und man kann auch sicherlich mokieren, dass die Schlagzeugarbeit von Josh Eppart mittlerweile doch zu straight angelegt ist, während Travis Stevers so mannschaftsdienliche Gitarre im Mix unter Wert verkauft wird.

All das mündet aber nur einmal in Redundanz, wenn das joggende Someone Who Can allzu stromlinienförmig und glatt mittelfristig zu reizlosen Pop Punk aus der Killers-meets-U2-Perspektive am Silbertablett serviert.
Mit zumindest zwei Parade-Hits (zum ersten das knackig-zügige Searching for Tomorrow und zum zweiten das etwas vertrackter lauernde, einen mitreißend schaulaufenden Refrain auspackende One Last Miracle), die auf Augenhöhe mit bisherigen Axis-Über-Smashern wie Shoulders stehen, reihen Coheed and Cambria auf The Father of Make Believe die Ohrwürmer sogar noch etwas konstanter aneinander als zuletzt.

Mal in Form idealer Singles (Goodbye, Sunshine), mal flehender und epischer wie im Titelstück; mal bekommt die schunkelnde Geste einer Klavierballade den Kick ins Rock-Stadion (Meri of Mercy) und mal gönnt man sich den beinahe im Solo-Modus gezupften, schönen Ruhepol für gefühlvolle Herzen (Corner My Confidence).
Selbst der fast punkrockig fetzende erste Vorbote Blind Side Sonny bekommt als die falsche Fährte setzende, quietschend galoppierender, keifender, kurzer Tritt aufs Gaspedal seinen Platz, „ Yeah,  yeah!“, weil Play the Poet dort nahtlos übernimmt, giftig bleibt, aber seinen Refrain zurück zum umarmenden Pathos des restlichen Kontexte führt, während die Band ihr Maul auch monströs röhrend aufreißt.
Take aim, made to stake claim/ …/ How can this get any better? Here we go again“ singt Sanchez und tatsächlich hat das Universum der Amory Wars in Summe schon lange nicht mehr derart kurzweiligen Spaß gemacht, wie auf dem elften Studioalbum von Coheed and Cambria – einem ihrer besten!

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