Cults – Static
Das Artwork nimmt es bereits vorweg: auf ‚Static‚ bleiben Cults dem auf ihrem selbstbetitelten Debüt eingeschlagenen Weh treu, lassen die Dinge jedoch diesmal auch mit ein wenig Abstand wirken und erweitern ihren infektiösen Indie-Pop indem sie ihn mit zusätzlichen Details auffächern. Auf die herausragenden Hits vergessen sie dabei nur auf den ersten Blick.
Mit der schwelgenden Twin Peaks-Elegie ‚I Know‚ führt das hippe Duo eingangs noch ein wenig auf die falsche Fährte, aber gleich das folgende ‚I Can Hardly Make You Mine‚ perfektioniert im anachronistischen Tame Imapala-Soundgewandt ohne Umschweife alles, was man an dem wunderbar melodischen Ohrwurmgemisch von Brian Oblivion und Madeline Follin mögen kann: eine Hookline in der Strophe zum verlieben, der Refrain setzt problemlos frohlockend einen drauf, fertig ist der strahlende Hit. Rhythmuslastiger Indiepop nahe der Perfektion, mit der bekannten 60s und 70s Vorliebe der Kombo als darüber gestreutes Sahnehäubchen und der zuckersüß schmachtenden Stimme Follins darüber. Gerade diese kann wie im weit über Gebühr überanstrengten, naiv-verliebten Dreampop-Herzschmerzpianoschunkler ‚Always Forever‚ natürlich auch weiterhin ein klein wenig nerven – tut es in all die angestaubt-frischen Melodien so charmant eingebettet allerdings eben nur dieses eine Mal wirklich.
Dass der Rest von ‚Static‚ nicht ganz mit ‚I Can Hardly Make You Mine‚ mithalten kann und die restlichen Hits zudem auch besser kaschiert wurden als noch auf ‚Cults‚ fällt allerdings auch kaum ins Gewicht. Es gibt immer noch Songs wie ‚High Road‚, dem zweiten eklatant herausstechenden Hinhörer, dessen Verlauf sich zwischen Air’scher Synthie-Elektronik und Radiohead’scher Gitarrenweite in betörender Schönheit entlangschlängelt. Oder ‚Were Before‚ mit seinem wunderbar groovenden Bass-Schlagzeug-Gerüst, den herabgebremsten Wechselgesang von Oblivion und Follin, all den schillerden Unterwasser-Spielerein in den wie überall hier weitaus sorgsamer, aktiver und vielschichtiger gestalteten Hintergroundsounds. Dass der Song in der letzten Minute einen zusätzlichen Chorus in der Hinterhand hat wirkt dann gleich noch netter, während das mit stolperndem Beat humpelnde ‚So Far‚ samt streicherunterstützter Dramatik beinahe wie eine Kooperation mit Tamer Animals anmuten möchte oder ‚TV Dream‚ als Interlude seinen Musical-tauglichen Klangteppich für die über Orgelschwaden und Westerngitarren gallopierende Geisterhaustanzshow ‚We’ve Got It‚ einrollt.
Am Ende packen Follin und Oblivion dann auch noch einmal die großen Gefühle aus: ‚Shine A Light‚ klimpert sehnsüchtig seine hoffnungsvolle Melodie zum beattechnisch zurückgelehnt groovenden Schlagzeug, bevor sich ‚No Hope‚ beinahe in Girliepop-Gefilden nicht zwischen seinem balladesken Beginn, dem gutgelaunten Mittelteil und dem nachdenklichem Sleepy Jackson-Finale entscheiden will. Cults wirken damit nur drei Jahre nach ihrer Gründung weitaus weniger übermütig und auf den Moment fokussiert als bisher, schwelgen mit poppigem Drift jedoch ähnlich schwungvoll weiterhin in bittersüßer Breakup-Melancholie. ‚Static‚ hofiert seine Vorzüge dabei wohldosierter als sein Vorgänger, ist das rundere, durchdachtere und erwachsenere Album mit den dezent weniger imposanten Einzelsongs. Denn wie man Indiepop ungemein schmissig und massentauglich gestaltet und aufbereitet, das können Cults mittlerweile eben auch auf Gesamtlänge ganz famos. Noch schöner ist da nur, dass sich ‚Static‚ nebenbei auch noch anfühlt, als stünde die Band dazu kurz davor sich selbst auch auf das nächste Level zu heben.
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