Hundred Reasons – Glorious Sunset

Hundred Reasons kommen nach knapp 16 Jahren mit Glorious Sunset, einem Comeback, das im besten Sinne unmodern geraten und als direkte Verbindung in die Phase nach dem Milleniumwechsel konstruiert klingt, aus der Zeit gefallen.
Den Emo-Wurzeln ihrer tollen Früphase schwor ja schon Quick The Word, Sharp The Action größtenteils ab, nun gehen die Briten auf Glorious Sunset noch konsequenter im radiofreundlichen Alternative Rock auf.
Gediegen und weitestgehend keine unbedingte Härte pflegend, ist die Rückkehr von (dem immer noch so jugendlich intonierenden, manchmal gar wie Jonathan Davis pressenden Frontmann) Colin Doran und Co. dabei streng genommen generische Genre-Kost, grundlegend wenig spektakulär und überraschungsarm komponiert, vielleicht sogar eine gepflegte Altersmilde zeigend und vom Titelsong-Opener weg ein bisschen wie das stilsichere (auch: weniger stadion-groß schmalzige Pathos-) Äquivalent zu 30 Seconds to Mars und Co. funktionierend, indirekt neben Black Map.
Insofern sind die 10 Songs (über sehr kurzweilige 37 Minuten) in ihrem Willen zur euphorisierenden Aufbruchstimmung entwaffnend effektiv, hingebungsvoll authentisch, und die poppigen Refrains auch barrierefrei zünden lassend. Die Dichte an kleinen, so catchy zündenden Semi-Hits wie New Glasses oder The Old School Way geht einfach gut und latent hymnenhaft ins Ohr, ist nicht verkrampft oder angestaubt, wenngleich leider viel zu glatt produziert, sondern durchaus packend und unterhaltsam.
Selbst wenn Replicate sich primär auf Klavier und Streicher verlässt oder Done sich ein etwas klischeehaftes sinfonisches Finale gönnt, ist das stets so geschmackssicher, dass sich verständlicherweise niemand über Dinge wie den schnell schwindenden Reiz oder eine daraus resultierende geringe Halbwertszeit ernsthafte Sorgen zu machen braucht.
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