Iron and Wine & Ben Bridwell – Making Good Time

von am 10. Oktober 2025 in EP

Iron and Wine & Ben Bridwell – Making Good Time

Nach rund einem Jahrzehnt schicken die beiden Jugendfreunde – respektive Tour-Kumpels – Sam Beam (alias Iron & Wine) und Ben Bridwell (von Band of Horses) ihrem Cover-Album Sing into My Mouth die EP Making Good Time mit weiteren gemeinsamen Lieblingsliedern hinterher.

Gemeinsam mit Produent Brad Cook und dessen Hausband aufgenommen, gehen die beiden Protagonisten die Sache mit einem Hang für kammermusikalischen ausgeschmückten, jedoch so sparsam wirkenden Folk Rock unverkrampft, locker und leichtgängig an, lassen dabei aber auch dann den nötigen Ernst erkennen, wenn sie sich wie bei Luther dem Titel der EP entsprechend vor allem einen jovialen Spaß in den Vordergrund stellen. Dann verleiben sie sich den Kendrick Lamar-Hit als natürlichste Sache der Welt ein, schippern mit unaufgeregtem Upbeat sympathisch zum Pop. Eine wirklich nette Fingerübung, die man so nicht auf der Rechnung haben musste.

Abseits dieser unorthodoxen Überraschung zeigt die Auswahl der Stücke für Making Good Time im direkten Vergleich zu Sing into My Mouth generell nicht nur einen Hang zu deutlich populäreren Stücken, sondern nimmt mit schmeichelweicher Eleganz gleich dezidierte Gassenhauer und Evergreens in die Arme.
Das unkaputtbare (und natürlich trotzdem schon zu Tode gecoverte) I Still Haven’t Found What I’m Looking For wird von Beam gesungen zum sanft schleichenden Folk-Schmuser am Lagerfeuer, anmutig gezupft. Ein bisschen Klampfen, ein wenig plätscherndes Klimpern, später kommen Bläser-Arrangements dazu. Gefällig und angenehm hörbar, ist hier weniger eine besonders kreative Annäherung für die Musiker von Belang, als eine atmosphärisch einnehmende Wohlfühlzone zu schaffen.

Interessanter, wenn man es so nennen will, als die U2-Verneigung ist jedoch I Want to Know What Love Is, indem das Duo den Foreigner-Klassiker mit Moll-Piano grundiert und die melancholische Schwermut vor die Powerballaden-Hymne stellt, bis eine einsame Trompete den weich gleitenden Drive beitritt. More Than This legt dagegen eine verträumte Nostalgie wie eine verwaschene Americana-Erinnerung an den Tag und gibt sich verspielter als das Roxy Music-Original. Natürlich wieder mit den unvermeidlichen Bläsern.

Freilich ist das alles dann auch abseits der vorhersehbaren Inszenierung nicht sonderlich spannend. Aber schlicht und einfach sehr schön. Purer, flüchtiger Komfortzonen-Zauber ohne markantes Gewicht. Sorgsam, elegant und behutsam. Meditativ, zurückgenomm und subtil. Harmonisch.
Wie versöhnlich Bridwell und Beam abschließend an Ketchum, ID scheitern – weil die bekümmert schunkelnde Traurigkeit mit den obligatorischen Bläsern einfach nicht die Eindringlichkeit der choralen Intimität von Boygenius erzeugt – ist insofern absolut stimmig.

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