Nation of Language – Dance Called Memory

von am 8. Oktober 2025 in Album

Nation of Language – Dance Called Memory

Trotz spürbarem Gefälle: Man muss sich auf dem vierten Album von Nation of Language nicht nur die Kirschen herauspicken, um durch Dance Called Memory ein paar der schönsten Songs vorzufinden, die dem verträumten Indie Synth Pop und New Wave in jüngerer Vergangenheit geschenkt wurden.

Im Verbund mit dem Label-Wechsel von PIAS zu Sub Pop (respektive der damit einhergehenden exponierteren Präsenz im Feuilleton) und der dezent prominenteren Rolle, die die Gitarre im anachronistisch die 80er verehrenden Sound des Trios aus Brooklyn diesmal einnimmt, wird die subtil wachsende Popularität von Nation of Language wohl weiter steigen.
Immerhin setzen Ian Richard Devaney, Aidan Noell und Alex MacKay mit ihrem Stammproduzenten und Holy Ghost!-Kumpel Nick Milhiser den Weg der Vorgängerwerke Introduction, Presence (2020), A Way Forward (2021) und Strange Disciple (2023) im typisch minimalistisch aufgeräumten, aber sofort einnehmenden Ansatz nahtlos fort.

Vor allem der Einstieg in das wnderbar betitelte Dance Called Memory adelt sich dahingehend selbst. Hinter dem eröffnenden Übersong Can’t Face Another One, der mit seiner flehenden Sehnsucht zeitlos erhaben ein hauseigener Instant-Klassiker ist, holt In Another Life mit seinem retrofuturistisch pluckernden Laser-Electro-Beat und Postpunk-Saitenspiel exemplarisch catchy ab, derweil Silhouette wie pure Future Islands-Fanfiction über einen Hybrid aus Talk Talk und The The erscheint. In dieser Erinnerung kann man sich wohlig suhlen.
Und in dem unaufhörlichen Strom aus Assoziationen, die frisch und unverbraucht angeboten werden, hält Dance Called Memory dieses Niveau danach auch weitestgehend.

Now That You’re Gone tänzelt wie The Drums mit Depeche Mode-Ästhetik und I’m Not Ready for the Change ist funkiger angelegter Dreampop im esoterischen Shoegaze-Schimmern, bevor Can You Reach Me als sparsam ausgeschmückte Acoustic Demo einer Heartland-Referenz im Herzen der Platte seine potentiell tolle Hook nicht ganz zu fassen bekommt.
Was durchaus symptomatisch für Dance Called Memory im Allgemeinen, wie vor allem für die zweite, schwächere Plattenhälfte im Speziellen ist. Die Intensität der Emotionen bleibt schließlich stets ein wenig gedämpft, hymnisch bestrebt, aber nicht den letzten zwingenden Meter erklimmend und zur Gefälligkeit neigend. Zudem fehlen gerade im Verlauf einfach die zwingenden Ideen, die aus rundum sehr guten Songs tatsächlich herausragende zaubern würden.

Wirklich falsch machen natürlich auch Inept Apollo (das die Symbiose aus M83 und den allgegenwärtigen New Order singletauglich, doch im Kontext redundant zelebriert), (dem etwas zu beliebigen Can’t Face Another One-Nachhall) Under the Water sowie das nur vermeintlich einem episch ausbrechenden Finale entgegeneilende (aber konsequenzlos im antiklimatischen Autopilot abdrehende) In Your Head nichts.
Bis das intime, melancholische Nights of Weight den Rahmen verhalten schließt, wirkt es allerdings auch stets ein wenig so, als würde Nation of Language der Knopf auf ihrem Viertwerk mit latent frustrierendem Beigeschmack niemals ganz aufgehen.

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