James Yorkston, Nina Persson & The Second Hand Orchestra – The Great White Sea Eagle
The Great White Sea Eagle, das Zusammentreffen von Cardigans-Sängerin Nina Persson und James Yorkston vor dem Hintergrund des schwedischen Second Hand Orchestra, enttäuscht freilich auch aufgrund der hohen Erwartungshaltung.
Was freilich angesichts der mal mehr, mal weniger ruhmreichen Diskografien der Beteiligungten freilich absolut relativ zu verstehen ist, denn wirklich schlecht macht der kammermusikalische Indie Pop und Folk von The Great White Sea Eagle nichts: jede der 43 Minuten ist charmant und bezaubernd. Nostalgisch flaniert das Gespann aus der Zeit gefallen jenseits aller Trends mit Melodien, die sofort ins Ohr gehen, unverbindlich und vergänglich eine mäandernde Klasse zeigen, und komfortabel temperiert akzentuiert sowohl gesanglich als auch instrumental behutsam und reichhaltig aufgewogen werden.
Wie gut das schwedische Orchester mit Yorkston harmoniert, weiß man aber ja schon seit The Wide, Wide River von 2021. Persson fügt sich in dieses Gefüge nun toll ein, auch wenn sie gefühlt gerade zur Mitte hin „nur“ die Deuteragonist bleibt, wenn Yorkston im beinahe beschwingter und feierlicher stapfenden, sein jubilierendes Wesen mit zurückhaltender Überschwänglichkeit zeigenden The Heavy Lyric Police, dem verhalten am Klavier einen saloppe Zweckoptimismus in einer eigentlich tragischen Welt klimpernden A Sweetness in You und dem zärtlichen Minimal-Kleinod A Forestful of Rogues die Hauptrolle übernimmt, wie später auch in den malerischen Überblendungen des den Ambient nutzenden Spoken Word-Titelstücks.
Dafür gehört Persson aber ja mit Sam and Jeanie McGreagor (einem verträumt harmonisch schwelgenden, bedächtig erblühenden Opener, der von der Klavierreduktion bis zu den nuancierten Streichern wachsend, dabei jedoch bescheiden und zurückhaltend liebenswürdig bleibend die nuancierte Virtuosität des Second Hand Orchestra auf subversive Weise zeigt) der stilprägende Einstieg – und in den Duetten überstrahlt sie Yorkston immer: egal ob im Singalong des zärtlich wärmenden An Upturned Crab oder Keeping Up With the Grandchildren, Yeah, der beschwingten Lockerheit des zu Bar-Stimmung gniedelnden, sich nicht gehen lassenden Peter Paulo Van Der Heyden sowie dem gut gelaunt Ohrwurm-Optimismus von Hold Out for Love auf der einen Seite des Tempo-Spektrums oder der weihnachtlichn Erinnerung Mary, dem elegisch und etwas zu bedeutungsschwer schweifenden The Harmony oder der dezent beschwörenden Dramatik von A Hollow Skeleton Lifts a Heavy Wing auf der anderen.
Vor dieser gütigen Ausgangslagen ausgebreitet folgen die Parteien niemals ganz greifbaren Hooks, schaffen eine immanente Wohlfühlzone, doch zu oft enden die Songs auch einfach, ohne den Weg mit einem entsprechenden Höhepunkt zu krönen, verpuffen geradezu unspektakulär und eben auch latent unbefriedigend, was The Great White Sea Eagle das unverdiente Gefühl mit auf den Weg gibt, zu gefällig angelegt nur zu vage zu berühren und ohne wirklich überwältigende Szenen auch stets ein bisschen der gepflegten Langeweile im einnehmenden Schönklang anheim zu fallen.
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