Jozef Van Wissem & Jim Jarmusch – Concerning the Entrance into Eternity
Der niederländische Lautespieler macht in einer zeitlosen Düsterwelt gemeinsame Sache mit dem amerikanischen Kultregisseur.
Jim Jarmusch arbeitet momentan gefühltermaßen intensiver an seinen musikalischen Ambitionen denn an neuem Filmmaterial. In jenem Bereich kam ja seit ‚The Limits of Control‚ aus dem Jahr 2009 nichts mehr, wohingegen Jarmusch seinen Ursprüngen als The Del-Byzanteens Keyboarder folgend in jüngerer Zeit nicht nur seinen Beitrag zur aktuellen Fucked Up EP ‚Year oft he Tiger‚ geleistet hat, sondern auch Freundschaft mit dem niederländischen Lautevirtuosen und Vielfachkollaborator Jozef van Wissem geschlossen hat. Dass da im Endeffekt ein komplettes gemeinsames Album kommen würde, lag zumindest für die beiden Exzentriker schnell auf der Hand – die Vereinigung von experimentellen Renaissance- und Barockeexkursionen findet ihren Seelenverwandten in Drone-getränktem Ambient.
Die Aufgaben sind dabei klar verteilt. Van Wissem übernimmt die „13 course swan neck baroque lute“ (!), spielt die komplex übereinander herfallenden Melodieabfolgen, ist Dompteur und Bestie in einem, während Jarmusch zur elektrischen und akustischen Gitarre greift, diese als sphärisch driftenden Soundgeneratoren benutzt und nur selten in das konkrete Gezupfe Van Wissems eingreift. Stattdessen schwebt Jarmuschs Instrument um ausschweifend arrangierte Songmonolithen, die sich selten konkret werdend auf bis zu 10 Minuten ausweiten können. Das Duo erschafft so einnehmend virtuos driftende Saitenspielerein – die Schnittmenge aus Sunn O))), aktuellen Earth und James Blackshaw anvisierend, perlen die fünf Song in ernster Stimmung aus den Boxen, tonnenschwer, weil mit Intentionen aufgeladen und bedeutungsschwanger.
‚Concerning the Entrance into Eternity‚ fordert dem Titel entsprechend Zeit – aber mehr noch die richtige Stimmung, um sich entfalten zu können. Auf diese vollkommen unmodischen Kompositionen muss man sich einlassen, damit das treibende Klangwerk einwirken kann, die Stücke wie Nebelschwaden über grünen Wiesen ins Unterbewusstsein sickern. Dann entwickelt das Album eine Sogwirkung, ist nicht Exzentrik, sondern hypnotische Sounderfahrung. Dennoch kann es schon passieren, dass etwa der Titeltrack einmal als stringenteste Nummer mit erkennbaren Strukturen besticht, beinahe als melodischer Hit der Platte anerkannt wird – nur um beim nächsten Durchgang die Nerven zu attackieren, zu oft die selbe Lautenmelodie im Akkord repetiert, als handfest funktionierende Komposition auf der Strecke bleibt. Und weswegen Jarmusch im abschließenden Nachhang ‚He is Hanging by His Shiny Arms, His Heart an Open Wound with Love‚ mit sinistrem Monotongestammel aus der Platte entlässt und sich trotz temperiertem Tiefton an der Stimmung aufreibt, bleibt ohnedies eines der unheilvollen Geheimnisse dieser Zusammenarbeit. Das schönere ist freilich, wie derart unmodische Aufnahmen in der heutigen Zeit zustande kommen.
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