Kendrick Lamar – Euphoria

von am 7. Mai 2024 in Single

Kendrick Lamar – Euphoria

Diss-Tracks als Kunstform: Hinter Like That legt Kendrick Lamar im jüngst eskalierenden Beef mit Drake in Form der Überraschungs-Single Euphoria (als erste von bisher vier alleinstehender Attacken) nach.

Während die Vorbereitungen für den gemeinsamen Film mit Matt Stone und Trey Parker laufen, hat King Kendrick wie im Vorbeigehen noch die Zeit, die beiden relativ solide mit mediokrem Witz und fragwürdigen AI-Einsatz hantierenden Drake-Angriffe Push Ups und Taylor Made Freestyle bestenfalls durchwachsen aussehen zu lassen, derweil J. Cole mit 7 Minute Drill offenbar ohnedies schon den Schwanz eingezogen hat.

Die vor variablen Flow und vielseitigen Dynamiken strotzende, schlaue Suite Euphoria geizt jedenfalls nicht vor gemeinen Spitzen, artikuliert diese aber erst einmal über die entspannte Jazz-Lounge von You‘re My Greatest Inspiration von Teddy Pendergast aus dem Jahr 1981, relaxt träumend und erzählt im Spannungsfeld jenseits der substanzlosen Quantität fliesend beißende Zeilen wie „I make music that electrify ‚em, you make music that pacify ‚em/ I can double down on that line, but spare you this time, that’s random acts of kindness/ Know you a master manipulator and habitual liar too/ But don’t tell no lie about me and I won’t tell truths ‚bout you“.

Später switcht der Beat (tatsächlich ein klein wenig bemüht) zu einem beerdigend bimmelndem Wummern, dem schleichenden Triumphzug mit ein bisschen Drill und Trap in der Rezeptur. Das klingt von der Performance her bei aller Angriffslust so zurückgelehnt, als wäre Kendrick die Person Drake keine wirkliche Intensität wert, doch der Hass ist real: „This ain’t been about critics, not about gimmicks, not about who the greatest/ It’s always been about love and hate, now let me say I’m the biggest hater/ I hate the way that you walk, the way that you talk, I hate the way that you dress/ I hate the way that you sneak diss, if I catch flight, it’s gon‘ be direct/ We hate the bitches you fuck ‚cause they confuse themself with real women/ And notice, I said „we,“ it’s not just me, I’m what the culture feelin’/ …/ I even hate when you say the word „nigga,“ but that’s just me, I guess/ Some shit just cringeworthy, it ain’t even gotta be deep, I guess“.

Kendrick legt den Druck subversiv, aber konstant an, bemitleidet sein Gegenüber mit einer Mixtur aus kleinlicher Abschätzigkeit, rohem Sarkasmus und smoothem Humor.
Hintern raus wagt Euphoria sogar noch einen weiteren (und diesmal runder eingefügten) Twist, gönnt sich digital schimmernde Synth-Sinphonie-Schattuerungen, bis Kendrick phasenweise alles außer dem spartanischen Hi-Hat-Beat zur Seite schiebt: „Field goal, punt y’all niggas, they punk y’all niggas, nobody never took my food/ Whoever that’s fuckin‘ with him, fuck you niggas, and fuck the industry too/ If you take it there, I’m takin‘ it further/ Psst, that’s somethin‘ you don’t wanna do.
So debil man den Zwist der beiden Fraktionen dann auch grundsätzlich immer noch finden mag: Spätestens jetzt wird das Gefecht (zumindest von einer Seite aus) auch erstaunlich gehaltvoll und unterhaltsam ausgetragen.


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