Koji – Crooked In My Mind
Singer-Songwriter-Ausflüge sind für gestandene Punkrocker und Post-Hardcorler bekanntermaßen keine Seltenheit. Andrew Koji Shiraki alias Koji schlägt sich aber seit jeher lieber alleine mit Akustikgitarre bewaffnet gefühlvoll und intim durch seine rauh auftretende Nachbarschaft.
Die besteht gewöhnlich aus Split-Single Kollegen wie La Dispute, Into It. Over It und ähnlich gelagerten Konsorten, welche Koji nun auch auf dem langerwarteten Debütalbum ‚Crooked In My Mind‚ hilfreich unter die Arme greifen: La Dispute-Schlagzeuger Brad Vander Lugt tummelt sich da ebenfalls in den Backing Band-Credits wie Ned Russin (Title Fight) oder Matt Warner (Balance and Composure). An einer exklusiven Lagerfeuer-Folk-Atmosphäre ala Chuck Raegan ist Koji allerdings nie interessiert: Streicher dürfen selten (etwa in ‚Fragile Times‚) behutsam in das intim inszenierte Bass/Gitarre/Schlagzeug-Geschehen eingreifen, in ‚Distance/Divide‚ sogar gurgelnde Orgelklänge und ein angedachtes Mark Knopfler-Solo. Auffächern aber nicht aufblähen heißt die Devise, unter der immer entspannt ruppig aufbegehrenden Schale stecken hier anmutig vorgetragene Popsongs.
Sie spiegeln die Sorgfalt wider, die Koji bei der langen Geburt seines ersten Albums walten hat lassen, auf dem der Musiker und Aktivist in nur neun Songs (und einer halben Minute einleitender Stille) alles abgrast, was auf dem Herzen brennt. Beziehungen sind das, natürlich, aber vor allem pocht hier die sozialkritische Ader: humanitären Zielen hat sich Koji seit jeher verschrieben. Ein bisschen klingt das deswegen immer so, als wäre Say Anything-Kindskopf Max Bemis erwachsen und verantwortungsbewusst geworden – und hätte nach seinem Einstieg bei den Silversun Pickups eine so elegante wie dringliche Zurückgenommenheit bei seiner neuen Band ausgerufen.
So passieren auf ‚Crooked In My Mind‚ zahlreiche unscheinbar große Momente in kleinen Gesten, Koji jongliert Gefühlen zwischen intimer Euphorie und charismatischer Melancholie auf einem stets unkompliziert zu konsumierenden Bekömmlichkeits-Level. Meist ist das nicht sonderlich exaltiert, sondern an eleganten Kleinode rüttelnd über schlichtweg tolle Melodien stolpernd, wie etwa im stacksenden ‚The Near and Fear‚. Am besten wird Koji trotzdem immer dann, wenn er massentaugliche Szenarien wie im Finale von ‚Spinning Silent‚ ansteuert. An überragende vergangene Geniestreiche wie ‚Biomusicology‚ reichen diese jedoch nie wirklich heran.
Dass Koji trotz eines rundum gelungenen Einstands auf Albumlänge und einem Gastspiel auf der Warped Tour als engagierter Troubadour und mutmaßlicher Onlinedrawing-Schüler die (ehemals so genannte) The Wave-Schiene für die ruhigeren Momente gefühltermaßen weiterhin in der zweiten Reihe vertritt, zeigt eben auch: den durch die Bank tollen (nein, nicht nur „netten“) Songs fehlt zu oft das Quäntchen zur (hier oftmals schon) aufblitzenden atemberaubenden Größe. Vielleicht hätte in all diesem dynamisch inszenierten Akustikrock-Schönklang auch einfach nur eine vage Erinnerung an Kojis Punkrock-Vergangenheit für die zusätzliche Würze gesorgt.
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