Mac DeMarco – Guitar

von am 10. September 2025 in Album

Mac DeMarco – Guitar

Seinen Sound mag Mac DeMarco seit einigen Alben (oder ca. seit Here Comes the Cowboy) wahrlich ausgeschöpft haben – aber was soll’s, wenn er dabei immer noch so tolle Songs wie bei Guitar auf Lager hat?

Die überdimensionale Festplattenreinigung One Wayne G hätte also nicht als die angekündigte Zäsur verstanden werden sollen: Beim 35 jährigen Amerikaner bleibt alles beim Alten, zwischen Bedroom Pop-Lethargie, Softrock-Skizzierungen und Singer-Songwriter-Slackertum.
Auch deswegen plätschert das Finale seiner auf kurzweilige 31 Minuten beschränkten sechsten Studioplatte durch Holy und Rooster gar zu gefällig und eindruckslos vorbei. Doch bis dahin gelingen DeMarco aber so viele einprägsam wachsende Szenen in der nonchalanten Flüchtigkeit wie lange nicht.

Gleich der relaxt zurückgelehnte Opener Shining geht in medias res, zeigt über der entspannten Rhythmussektion und den nach vorne geholten Vocals mit seiner wunderbar verträumten Melodie einen latenten Real Estate-Vibe.
Sweeter und das gleichförmig dösende Dacapo Phantom verneigen sich vor Paul Mccartney, Punishment klingt dagegen absolut Lennon‘esk – ohnedies können sich viele Momente von Guitar auf das Vermächtnis der Beatles einigen. Das sehnsüchtige Nightmare trällert (wie später auch das niedliche Nothing at All) in Kopfstimme würdevoll, endet aber frustrierend abrupt – was auch für den wahllosen Abschluss in der Zeitlupen-Lässigkeit Rock and Roll gilt, die soweit meditativ solierend Classic-Ambitionen andeutet, Terror schippert gemütlich. Ohrwürmer sind sie jedenfalls alle. Selbst, wenn sie bewusst an der Grenze zur belanglosen Reibungslosigkeit angesiedelt scheinen.

Die entschlackte, charismatische Produktion mit ihrem intimen Wesen (die etwa die Schönheit von Home einfach wunderbar verletzlich wirken lässt) tut jedoch ihr übriges, um Guitar sofort angenehm nebenbei hörbar zu machen, das Material aber hinterrücks auch wachsen zu lassen.
Im nostalgischen Flair begegnen zwanglose Melodien und Hooks wie alte Bekannte, schlendern wie selbstverständlich vorbei, und zeigen vor allem auch eine unbekümmerte Reife, die keinen Gedanken an das drohende Damoklesschwert einer Fan-Verprellung zu verschwenden scheint. Die Chancen stehen außerdem ja auch gut, dass vor allem all jene, die Hype um die ersten drei DeMarco-Alben nur bedingt nachvollziehen konnten, die augenscheinlich vielerorts herrschende Enttäuschung über Guitar keineswegs teilen müssen, sondern, ganz im Gegenteil, überraschend viel Wohlwollen für diese Komfortzone aufbringen könnten.

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