Mare Cognitum – Solar Paroxysm

von am 2. April 2021 in Album

Mare Cognitum – Solar Paroxysm

Ein Jahr nach dem Spectral Lore-Gipfeltreffen Wanderers: Astrology of the Nine und fünf nach Luminiferous Aether zaubert Jacob Buczarski alias Mare Cognitum seinen kosmischen Atmospheric Black Metal mit Solar Paroxysm gewohnt eindrucksvoll auf das Firmament.

Seit seinem letzten Solo-Studioalbum aus dem Jahr 2017 hat der Amerikaner ja einen immensen Popularitätsschub erfahren – vor allem eben durch die zweite Kooperation mit seinem kongenialen griechischen Seelenverwandten, die in ihrer opulenten Größe als Opus Magnum ja durchaus auch ein schwarzes Loch für überbordende Kreativitätsschübe darstellen hätte können. Tatsächlich scheint Buczarski den letztjährigen Kraftakt jedoch als Katalysator zu nutzen: Solar Paroxysm ist mit zuverlässiger Klasse in Summe das bisher niveaustärkste Album von Mare Cognitum.

Die Amplituden schlagen dabei wenn dann nach oben aus, nach unten gibt es nur eine annähernde Ausnahme: Zwar ist Frozen Star Divinization ein effektiv nach Genre-Standards angelegter Ausdruck extrem versierten Handwerks, absoluter Kompetenz und viel Gefühl – doch eben mit Schönheitsfehlern: die Momente der Heaviness hätten noch massiver sein können, das Leitmotiv der Gitarre hat gar etwas generisches an sich. Dafür sind die finalen 3 Minuten ein einziger Mahlstrom aus rasender Intensität und (damit nicht nur weitaus repräsentativer für eine Platte, die wenig Luft nach oben lässt, sondern auch) ein Sinnbild dafür, wie Solar Paroxysm ohnedies grundlegend über dem Mittelmaß agierend notfalls auch noch brillante Geistesblitze evozieren kann.

Antaresian, dieses Ballett aus einer epischen Schönheit und heroischen Sehnsucht in den Melodiebögen, hat beispielsweise Riffs parat, die zwingend und kompakt aus dem klassischen Metal kommend in den 80ern geschult sind, und sich irgendwann in ein hymnisches Solo verlieren. Mare Cognitum hält hier in der Inszenierung zudem eine unheimliche dynamische Balance zwischen dicht und drucksvoll, dringlich und beschwörend, aber forciert auch die Räumlichkeit, die diese imaginativen Klangwelten mit postrockiger Grandezza auftun, die Aggressivität von Tropen wie Tremolo und Blastbeats für ein hungrige Energie nutzen.

Terra Requiem drosselt sein Tempo hingegen weit hinein in die doomigen Malerei, selbst wenn die ballernden Rhythmen doch noch unter die fast ambiente Malerei der schwelgenden Nummer graben, bevor Luminous Accretion den Kontrast als eilig anpeitschender Rausch mit astraler Monumentalität anbietet, sich kompositorisch zudem besonders wendig zeigt, aber durch die Performance und die kraftvolle Produktion den Eindruck bewahrt, mit zwingend fesselnder Direktheit zu agieren. Ein Level, der vom abschließenden Ataraxia Tunnels mit heroischer Majestät, der etwas zu oft bemühten, simplen Ohrwurm-Gitarrenlinie und mindestens einem Bein im Melodeath beinahe gehalten wird, und Solar Paroxysm zu einem neuen Zenit von Mare Cognitum macht – in Summe aber insgeheim sogar auch die Messlatte für das kommende Spectral Lore-Werk legt.

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