Marta – Out The Way

von am 13. November 2025 in Album

Marta – Out The Way

Kein Paradigmenwechsel, nein. Aber fünf Jahre nach Fall the Pieces schichtet Out the Way den Fokus in der Zusammenarbeit zwischen Marta und ihrem Mentor Tricky endgültig um.

War Fall to Pieces noch ein Tricky-Werk mit Features und When It’s Going Wrong 2022 nominell bereits eine Kooperation, firmiert Out the Way nun offiziell als Soloalbum der Polin. Was schon Sinn macht: Zwar zeichnet Adrian Thaws weiterhin als alleiniger Produzent verantwortlich und taucht auch einige Male als Gast auf – seine patentierte Aura der klaustrophobischen Eleganz im Trip Hop prägt die Ästhetik der Platte auch allgegenwärtig – doch transzendiert seine Präsenz nunmehr merklich in den Hintergrund tretend. Er gönnt der immer noch mit dünner Vorsicht und enigmatischer Zurückhaltung singenden Marta Złakowska deutlicher das sinistre Rampenlicht.
Ihrem sparsamen, kompakt (unter einer halben Stunde Spielzeit) gehaltenen und zum fragmentarischen Kaleidoskop-Sammelsurium neigenden Ansatz bleibt das Duo dabei aber auch bei der dritten Zusammenarbeit treu.

Das düstere Slow Dance zieht in Zeitlupe wie spärlicher Trap ohne rasselnde Hi-Hat in seinen somnambulen Bann, das unterkühlte Leave the Lights ist retrofuturistische Club-Musik, zu der man lässig unter der distanzierten Neonbeleuchtung an der Bar lehnen kann. Auf der Basis einer melancholischen Klavier-Elegie wogt Surface hinter dem Schleier einer ätherischen Erinnerung und die wummernde Flat Beat-Assoziation Way Up In pumpt mit Marcela Rybska geduldig vor einem sinfonisch Hintergrund, derweil My Mighty verführerisch Baxter Dury’esk anmutet, nur ohne dessen gestelzten Kunst-Anspruch.
Die Stimmung verschiebt sich dabei nie eklatant, egal ob Sea Beams meditativer angelegt ist oder Voodoo Cherry mit epischeren Soundtrack-Tendenzen liebäugelt. Alles bleibt in einem homogenen, unaufgeregten Spektrum.
In direkter Konsequenz sticht insofern auch wenig heraus: Concrete Juliet ist mit seinem jazzigen Trip Hop-Traditionalismus weich und tiefgehend das nachhaltige Aushängeschild der Platte.

Gerade die Titelsong-Single , die ein bisschen mehr Drive in den Post Punk und Synth Wave hinlegt, hätte es dagegen in dieser Ausführlichkeit nicht gebraucht – da kann die unspektakulär davonlaufende, lethargisch begleitete Nummer auch kein Blade Runner-Zitat retten.
Wirklich daneben geht aber nur – und ausgerechnet! – der einen wenig schmeichelhaften Eindruck hinterlassende Closer Last Song, der hinter die dräuende Finsternis auf die Tanzfläche stampft, dort aber skizzenhaft bleibend nur die Idee für einen abrupten Cut anwendend nichts auf Lager hat, was der Nummer kompositorisch zumindest eine gewisse Relevanz mit auf den Weg geben könnte. Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass der elementare, keinen Handgriff zu viel ätzende Pragmatismus, den Marta und (als gar nicht so geheimer Strippenzieher auch) Tricky auf Out the Way pflegen, selbst hier die eigenwillige Gravitation dieser wohldosierten Synergie nutzt (und damit jenes Charisma zeigt, das gerade noch ein Aufrunden bei der Bewertung dieser aus der Zeit gefallenen Komfortzonen-Momentaufnahme zulässt).

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