Mike Vennart – Backseat Hards

„This is a collection of entirely improvised field recordings using just voice and a Fender Acoustasonic guitar.“ schlüsselt Mike Vennart die Ingredienzen der digitalen Spontan-EP Backseat Hards auf.
Dezidiert nicht unter seinem Solo-Band-Banner Vennart firmierend führt der Brite die Hintergründe der versammelten 24 Minuten noch weiter aus: „Whilst on tour in the US with Biffy Clyro I found myself with more time on my hands due to a cancelled show and some insane drives across Texas/Arizona. Inspired by dusty stops in the middle of nowhere, these recordings were made quickly and spontaneously in the back lounge of the tour bus, in my bunk or on location using an iPhone. Each piece is a place, and the music mirrors the precarious and volatile nature of modern day touring.“
Und wie man das von derart improvisierten Momentaufnahmen erwarten darf, sind auch die fünf Klangwelten von Backseat Hards folgerichtig keine ausformulierten Songs, sondern fragmentarische Skizzen und primär stimmungstechnisch funktionierende Atmosphärebilder, in denen die angestammten Signaturen von Vennart höchstens wie der Schatten am Albumcover erahnbar bleiben.
The Blue Hole wirkt, als würde man ein Unwetter am Horizont der Prärie aufziehen sehen, den ankommenden Wind bereits spüren, in der Distanz aber von einem seltsam beruhigenden Gefühl beseelt sein, bevor Route 66 (über dem, was man an sich als behutsame Synthie-Grundierungen kategorisieren würde – wäre da nicht instrumental, personell und produktionstechnisch so überschaubare Portfolio) als der Morgen danach durchginge, der in subtiler Aufbruchstimmung bedächtig verglüht. Sleep on Route 66 ist minimalistischer, reduzierter Ambient, in dem die Gitarre als solche erkennbar nur noch sparsame Facetten über den Soundflächen setzt, während der Raum abseits der Töne elementar wird und nur ein viel zu abruptes Ende die Tiefenwirkung stört.
Car Museum zieht die Spannungen im Sinne der Eingangsphase düsterer eng, zupft besorgter oder zumindest weniger plätschernd, zeigt aber eben auch, dass das Sequencing der Songs nicht ideal geraten ist – das Pacing wäre bei einer Vorrückung von Car Museum um eine Position einfach stimmiger gewesen, weil das abschließende Grand Canyon mehr noch als schon Sleep on Route 66 im Ambient verweilt, kontemplativ über fast 14 Minuten gestreckt schimmert und einen sanften Drone als Beet nutzt, um eine hoffnungsvoll meditative Trance an der Schwelle zum Schlaf zu erzeugen.
Freilich ist all das alles dann nicht besonders innovativ, originär oder mitreißend – aber (gerade wenn man ein Faible für derartig improvisierte Kleinode besitzt) einfach rundum einnehmend. Gerne mehr davon, Mike!
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