Neil Young – A Letter Home
Während Neil Young mit seinem Pono Music Player die Zukunft des portablen Musikhörens ankündigt beamt er sich auf Platte zurück in die 50er des letztens Jahrtausends. ‚A Letter Home‚ ist selbst im schwankenden Œuvre des 68 jährigen eine äußerst eigenwillige Veröffentlichung.
Der Record Store Day 2014 gehört im Rückblick wohl eindeutig Jack White und seinem Third Man Records Label. Einerseits wegen dem gelungenen Publicityact durch die eigene Recordsingle, andererseits mit der überraschenden Bekanntgabe eine neue Neil Young Platte im Angebot zu haben. Darauf blickt der Kanadier weit zurück, bedient sich an Songmaterial von Bob Dylan, Bruce Springsteen, Gorden Lightfoot oder Willie Nelson: in der Auswahl zugegebenermaßen wenig risikofreudig, aber eben auch stilbewusst. Den Anachronismus treibt Young allerdings in der Inszenierung auf die Spitze und betritt im Königreich von White seine persönliche Zeitmaschine. Aufgenommen wurde ‚A Letter Home‚ in der am Cover abgebildeten „Voice-o-Graph vinyl recording booth“ von 1947. Zu hören gibt es ausnahmslos Young und seine Gitarre, gelegentlich eine Mundharmonika und selten ein Piano, dazu White als Unterstützer bei ‚On the Road Again‚ and ‚I Wonder If I Care as Much‚. Der antiquiert Sound ist dünn und brüchig, knistert direkt aus einer staubigen Zeitkaspel, als würde sich das Vinyl über Berg und Tal wellen. „Low-tech“ nennt Young das, untertreibt damit aber sogar gewaltig: ‚A Letter Home‚ ist Vintage as Vintage can be. Oder anders: egal welche Platte auch immer sich in den letzten Wochen und Monaten das Prädikat Retro angeheftet haben mag – hiergegen klingt sie garantiert wie reinster Futurismus.
Das mag auf die ersten Durchgänge hin irritierend wirken, letztendlich entfaltet ‚A Letter Home‚ so allerdings auch eine aus der Zeit gefallene altertümliche Atmosphäre, die für den Musiker zur direkten Verbindungsbrücke zu seiner verstorbenen Mutter wird. „My friend Jack has got this box that I can talk to you from!“ sprudelt es aus Young hervor, er klingt euphorisch und von jugendlichem Übermut getrieben, regelrecht kindlich – man kann förmlich das Leuchten in seinen Augen sehen, wie er da in der telefonzellengroßen Box steht und sich ‚Girl From The North Country‚ oder ‚If You Could Only Read My Mind‚ einverleibt. Für ebenso große Augen sorgt beim Fan derweil die angekündigte [amazon_link id=“B00JW2DDJM“ target=“_blank“ ]Special Edition[/amazon_link] der Aufnahmen – wirklich gönnen wird sich diese aber wohl nur die Hardcore-Abteilung.
Denn dass Young sich trotz der großen Namen bei den Komponisten keine Blöße gibt muss wohl nicht extra erwähnt werden – dass die ausgefallene Art und Weise des Aufnahmeprozesses und der Produktion die eigentliche Perfomance allerdings durchaus in gewissem Maße überragt schon. Hinter dem inszenatorischen Gimmick ist ‚A Letter Home‚ in seiner Sucht nach der Vergangenheit trotz seiner unmittelbaren Emotionalität deswegen vor allem auch ein liebenswürdiges Kuriosum der unaufhaltsam wachsenden Young’schen Discographie, die aber ja auch von derartigen Liebhaberunternehmungen lebt. Und wie Young im eröffnenden Intro selbst ankündigt: „I still have a lotta work to do here. . .!„
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