Opus Kink – My Eyes, Brother!

von am 27. Juni 2023 in EP

Opus Kink – My Eyes, Brother!

My Eyes, Brother! ist nach Requiem for a Quarantaine und ‚til the Stream Runs Dry bereits die dritte famose EP der Art Punk-Revivalisten und Gentleman-Unruhestifter Opus Kink aus Brighton seit 2020 am Stück.


Angesichts der Qualität von My Eyes, Brother! nichtsdestotrotz von einer relativen Enttäuschung über das abgelieferte Material zu sprechen, ist irgendwo schon ziemlich absurd, doch es stimmt schon: das vorangegangene Kurzformat von 2022er hatte neben dem erfrischenden Überraschungsmoment tatsächlich die noch besseren Songs samt pointierter akzentuiertem Sound zu bieten.
25 Minuten später – und mit dem Ausblick auf einen wieder sehr dynamisch und rund gesteckten Spannungsbogen, der insgeheim nahelegt, dass Opus Kink auch ohne Albumkontext eine sehr effektive, schlüssige Artikulations-Plattform gefunden haben – ist ohne jedwede Ernüchterung dennoch vor allem klar, dass der Verbund aus Angus Rogers (guitar, lead vocals), Sam Abbo (bass), Jazz Pope (keyboards), Jed Morgans (saxophone), Johny Giles (trumpet) und Fin Abbo (drums) zum momentan aufregensten (und gleichzeitig so verdammt abgezockt auftretenden) gehört, was die Insel an Newcomern zu bieten hat.

Als hätten die Arctic Monkeys ihre Lounge mit der Gang-Mentalität alter Bad Seeds und latenter Tropical Fuck Storm-Attitüde ausgeschliffen, eröffnet das launig croonende Chains rhythmusbasiert als mit dumpfer Kickdrum groovender Indierock, bis die Bläser nahe des Exzess reiben, es fiept und zettert vor der Noise- und Blues-Rock-Konturen. Dust tänzelt sinister feiernd mit polternder Ausgelassenheit und schunkelt die Auslagen wechselnd zur bröseligen Party, derweil Children mit aufgekratzter Coolness zum klimpernden Interlude Tin of Piss als elegischen Freejazz-Fiebertraum im Ambient überleitet.
Marlakey taumelt dunkel flanierend in Schieflage mit knubbeligem Bass, nachttrunken mit kurzen psychotischen Schüben, bevor Piping Angels in unterkühlter Distanz nervös zappelt und 1:18 mit postpunkigem Verve Anlauf nimmt. Selbst in einer kompakten Laufzeit zelebriert My Eyes, Brother! insofern mit einem unterschwellig chaotischen Hang schmissige Szenen und anachronistisch gestaltete Spannungsbögen, weswegen aller guten Dinge insofern drei sein sollten, dass die Nischen-Sensation Opus Kink hiermit wohl endgültig eine breitere Aufmerksamkeit generieren dürfte.

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