Savak – Rotting Teeth In The Horse’s Mouth

Gar nicht so düsterer Postpunk, mit der Leichtigkeit des Powerpop sowie den melodieverliebten Hooks des Indierock gespielt: Savak bleiben mit Rotting Teeth In The Horse’s Mouth optimistisch klingende Realisten.
Dass die mit einer ausdauernden Arbeitsethik ausgestatteten Brooklyner mit ihrem vierten Studioalbum in fünf Jahren (sofern man sie bisher halt noch nicht am Radar hatte) diesmal auf sich aufmerksam machen können, liegt vielleicht in erster Instanz am von Messer-Poet Hendrik Ortremba beigesteuerten Artwork von Rotting Teeth In The Horse’s Mouth. Die Reibungspunkte mit Savak machen es dafür aber danach auch für Neuankömmlinge einfach, für alles dahinter zu dranbleiben.
Das zugängliche Songwriting der Band ist enorm eingängig gehalten, überrascht in einem ansonsten gerne nihilistisch und destruktiv in die Dunkelheit schrammelnden Genre vor allem mit einer (gerade angesichts der „these delusions in the decay of democracy, but also invoke dreams for the daughters of the future“-Thematik) erstaunlich optimistisch, locker und ausgelassenen Soundästhetik, die den oft dystopischen Gegenwartsanalysen eine beschwingte Leichtigkeit Verleihen – man darf durchaus öfter an frühe R.E.M, Minutemen oder The Hold Steady (gerade im weit ausholenden, mit Cello und Synthieflächen cineastische Perspektiven anbietenden Highlight-Closer We’ve Been Disappearing) denken, als an theoretisch näher Verwandte wie Wire oder Disappears.
Dadurch agiert Rotting Teeth In The Horse’s Mouth vielleicht an einigen Stellen zu durchsichtig frontal, hat in seiner schnell erschlossenen Form etwas gefälliges und macht es sich strukturell gerade bei den catchy Refrains phasenweise ein bisschen zu einfach. Ein bisschen nervig penetrant ist zwar nur der brachial gereimte und französisch angehauchte Opener Vis-a-Vis, doch gehen die 34 flotten Minuten ganz allgemein ebenso anstandslos beim einen Ohr hinein, wie beim anderen wieder hinaus. Dennoch ist das eine niemals nur eindimensionale Nebensächlichkeit, die Charakter zeigt.
Listening stampft mit Handclaps und das flockig-lockere Exposure klingt, als würden Interpol einen Popsong spielen, bevor Aujourd’hui neben einer cleanen Gitarre (und später Mundharmonikabegleitung) sogar noch mehr Jangle-Leichtigkeit bietet. Bayonet zieht die Zügel hingegen punkiger eng und It’s Mutual poltert ausgelassen, während das zügige How Many Duchesses sich als kurzweilige Synthwave-Single mit luftiger Melancholie-Dynamik anbietet. „I was sitting so long/ That I’d stand for anything/ I’d scratch at the surface/ Just to feel a sense of purpose“ heißt es da – und insgeheim bleibt die Vermutung, dass man auf lange Sicht, wenn die musikalische Halbwertszeit von Rotting Teeth In The Horse’s Mouth bereits angezählt sein wird, noch immer wegen der starken Texte hierher zurückkehren wird.
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